Kennst Du das?
Du rödelst und rennst, ackerst und lernst, zerreißt‘ Dich förmlich, um all Deine inneren und äußeren Erwartungen auf die Reihe zu kriegen. Stets mithalten. Würde man Deinem Leben einen Slogan verpassen, hieße der „Mit Abstand voran“.
Ja nur keine Schwäche zugeben, alles schaffen. Weiter – weiter – möglichst heiter!
Heute hatte ich eine interessante Erfahrung – und zwar beim Joggen.
Bisher war ich immer der Typ „auf keinen Fall stehen bleiben“. Immer das Ziel und meine Zeit im Auge. Wenn Schmetterlinge oder kleinere Vogelgruppen mich einige Meter begleiteten, war ich hellauf begeistert und unterhielt mich mit ihnen. Aber stehen bleiben? Ich hatte doch heute noch so viel vor. Also immer. Ihr wisst sicher wie ich es meine.
Heute war aber plötzlich mein MP3-Player ausgegangen. Ganz ungewohnt, beim Laufen nun viel deutlicher den eigenen Atem zu hören. So hört man auch viel früher, wenn sich jemand zum Überholen ankündigt (jaja, Typ Lahmschnecke).
Als ich da nun so vor mich hin atmete und mich fragte, ob es mir nun peinlich sein müsste, überholt zu werden oder nicht, entdeckte ich links unten in einer hoch gewachsenen Wiese ein Reh. Ich selbst lief am Kanal, quasi einer erhöhten Böschung. Zwar wollte mich mein innerer Antreiber wie immer zum Weiterhechten anfeuern, aber dann dachte ich „Was soll’s, ohne Musik ist Stressen ja echt stressig“. Also blieb ich stehen und machte mit dem Mund ein paar Klick-Geräusche, so wie man per „miez miez“ eine Katze anlocken will. Dem Zucken des Joggers nach, fühlte der sich vermutlich ein wenig komisch angebaggert (da hat „von hinten anmachen“ eine völlig neue Bedeutung 😎 ). Aber da er eh nicht mein Beuteschema war, konnte ich diese kleine Vermutungsblamage gelassen übergehen.
Auf einmal sah das Reh zu mir hinauf und mich direkt an. Ein faszinierender Moment! Denn wir standen beide eine gefühlte Minute gegenüber, obwohl etwa 20 m zwischen uns waren. Auch dass ich es ansprach, beeindruckte es nicht. Es sah mich nur an. Schließlich fraß es genüsslich weiter im Gras und ich zog von dannen.
Mir fielen noch viele wunderschöne Details auf meiner Strecke auf und das Besondere dabei war die Intensität. Auch sonst liebe und bestaune ich die Natur. Aber heute hatte es eine viel intensivere Qualität.
Wann hast Du Dir das letzte Mal Zeit genommen, um einfach einmal stehen zu bleiben und den Moment zu genießen?
Wie oft genehmigst Du Dir solche Momente voll Muße und Achtsamkeit? Letzteres ist gerade solch ein Modewort. Aber was hilft schon irgendein Trend im persönlichen Leben? Wie genau ist es bei Dir im Besonderen? Was sind Deine wertvollen Momente? Suchst Du sie gezielt?
Stopp Dich voran!
Alles antreiben bringt nichts, wenn Du nicht ab und an stehen bleibst, genießen darfst und Dich fragen kannst, was von all dem Treiben gerade noch mit Dir zu tun hat. Muße zelebrieren quasi.
Vielleicht versuchst Du seit Jahren schon mit x Diäten, Dein Wunschgewicht zu erreichen oder bestimmte Karriereziele zu meistern und trittst von einem Misserfolg in den Nächsten. Vielleicht arbeitest Du schon lange anderen Menschen zu, ohne dass sie sehen, wer Du wirklich bist. Vielleicht gibt es alte Stimmen in Dir, die Dich ständig wohin treiben, aber wo Du auch landest, Du fühlst Dich fremd.
Vielleicht ist es Zeit! Zeit um inne zu halten! Zeit, um zu Dir selbst zu finden, Dich und Deine wahren Bedürfnisse und Motive kennen zu lernen. Zeit für Dich! Nur dann kommst Du voran.
Dabei und für jeden Moment der Stille dazwischen, wünsche ich Dir alle Muße, die Du brauchst. Geh‘ in die Quellen Deiner Kraft, nur das gibt Dir Saft 😉 .
Von Herzen, Tanja
PS: Falls Du das Gefühl hast, von Deinen Problemen überrollt zu werden und überhaupt nicht mehr hinaus zu kommen, dann sieh‘ Dir diesen Baum an, in aller Ruhe – und lass‘ seine Botschaft auf Dich wirken 😉 .
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem – gerne teilen
Bildquellen: Pixabay Stressfrosch: frog-1339892_640 – Baum der Entspannung: tree-736885_640
Dieser Artikel wurde schon am 7. Mai 2015 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
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