Wie oft denkst du darüber nach,
- ob dein Tun einmal wieder irgendjemanden stört,
- eine Norm verletzt oder
- du schlechter dargestellt wirst, als du bist?
Möchtest du es allen recht machen?
Das habe ich lange Jahre auch getan.
Dann habe ich bei mir vor Ort ein Frauennetzwerk gegründet – und bin daran fast zerbrochen.
Damals wusste ich noch nichts von „Norming“ und „Storming“-Phasen in Gruppenprozessen. Ich war nur schon immer Netzwerkerin aus Leib und Seele mit Führungsneigung und hatte damals ein Marketingkonzept zur gegenseitigen Stärkung von Unternehmerinnen vor Ort entwickelt, welches ich ehrenamtlich aufbaute. Während viele meiner Damen damit sehr viel Geld verdienten, war meine Arbeit – natürlich! – kostenlos. Auch wenn ich sie abends stundenlang wegen ihrer Webseiten beriet, wagte ich es nicht, auch nur einen Taler dafür zu nehmen.
Im Sinne der Sache wollte ich es allen recht machen, möglichst jeden Wunsch erfüllen und alle glücklich wissen. So holte ich zu jeder meiner Ideen immer das volle Feedback und überließ der Gruppe immer mehr Entscheidungsspielräume.
Bitte um Führung
Allerdings führte dies nicht nur nicht zum Ziel, sondern ich stellte auch zunehmend miese Stimmung fest. Einige Damen waren von den vielen Optionen nahezu überfordert und wollten gar keine Entscheidungen treffen. Sie waren viel glücklicher über einen festen Fahrplan. Andere wiederum, vor allem aber die „Alphatiere“ unter ihnen, rissen mir nicht nur den Arm aus, sondern torpedierten und hintergingen mich auf übelste Weise. Wieder andere himmelten mich anfangs nahezu an, saugten alles was sie kriegen konnten aus mir heraus und wechselten ganz still und leise wie ein Fähnchen den Wind.
Die Meisten von ihnen wissen bis heute nicht, was dort wirklich geschehen und welches böse Blut gewaschen wurde.
Einige sehr Wenige hielten offen und mutig zu mir und waren am Ende der Halm, der mir die Kraft gab, an dieser Erfahrung nicht vollkommen zu scheitern und eines Tages daraus zu wachsen.
Als mich einige Jahre später ein professionelles Frauennetzwerk für die kostenpflichtige Moderation vor Ort gewinnen wollte und ich erzählte, dass ich das Gleiche bereits ehrenamtlich gemacht hatte, musste ich mir auch noch anhören, dass es ja dann wohl nichts Gescheites gewesen sein kann!
Es allen recht machen – geht nicht!
Das ist auch schon das ganze Geheimnis 🙂 .
Solange du versuchst, dich an den Wünschen anderer Menschen zu orientieren, lebst du auch deren Leben und nicht dein eigenes!
Insbesondere bei Übergewichtigen erlebe ich sehr oft, dass sie sich nahezu übernehmen aus Sorge um andere Menschen, sie opfern sich auf und geben all ihre Kraft, für andere da zu sein. Es allen Recht machen, scheint für viele ihre Lebensdevise. Sich selbst gestehen sie höchstens jene Momente ein, in denen sie sich ihren eigenen Schutzpanzer erhalten.
Da sie aber nicht in der Lage sind, sich vierzuteilen und gleichzeitig jede Meinung eines anderen zu haben, entfremden sie sich immer mehr von sich selbst und ihren eigenen Bedürfnissen.
Dies führt in ihrem ganzen Verhalten zu Unstimmigkeiten und Inkongruenz. Das jeweilige Gegenüber findet weder Pol noch Gegenpol, sondern eine wankelmütige und damit nicht greifbare Scheinperson und wird sich nach und nach abkapseln. Besonders schmerzhaft in Beziehungen und engen Freundschaften, die nicht selten daran zerbrechen, weil der „es allen recht Machende“ immer verkrampfter versucht, das Richtige zu tun.
Am Ende denkt er ratlos: „Hoppla, was habe ich denn falsch gemacht? Ich wollte es allen recht machen und nun stehe ich alleine da!“
Wenn – jetzt nehme ich mal eine Frau 😳 – sie aber ehrlich zu sich selbst ist und die vergangenen Jahre reflektiert, wird sie sehr wahrscheinlich bemerken, dass sie selbst sich stets fehl am Platz fühlte. Denn solange sie es allen recht machen wollte, wird sie sich oft einsam und „nicht von dieser Welt“ gefühlt haben, weil sie so sehr mit dem Richtigmachen beschäftigt war, dass sie ihre eigenen Wünsche und Interessen gar nicht ausleben konnte.
Da leidet beispielsweise die nicht Herd affine und im Kinderbasteln aufgehende Unternehmerfrau jahrelang unter den Gesprächen der Kindergartenkontakte und stirbt den innerlichen Kochrezepte- und Dekorationstod, ohne sich bewusst zu sein, dass ihre Stärken schlichtweg woanders liegen.
Deine Stärken sind das Einzige was zählt
Suche, finde und kümmere dich um deine Stärken! Dann wirst du Menschen anziehen, mit denen du deine wahren Interessen teilen kannst, ohne dich selbst aufzugeben.
Wenn dieser Moment kommt, wirst du dich, hinsichtlich eigener Vielfalt und der Freude, die du anderen Menschen bereitest, fühlen, als wärst du Bestandteil eines Silvester-Feuerwerks 🙂 !
Bei dieser Entdeckung wünsche ich dir von Herzen viel Spaß!
Deine Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem – Teilen unter Quellenerhalt oder Verlinkung erlaubt
Bildquelle: Pixabay Frau Todo-Liste: checklist-3693113_640.
Dieser Artikel wurde schon am 8.12.2014 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
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