Achtung! „Der krasse Teil“ meiner Geschichte sollte von Dir nur gelesen werden, wenn Du Dich psychisch als absolut stabil einschätzt und Dich sprichwörtlich „nichts so einfach umhauen kann“! Ich fand ihn in meinem ältesten Blog mit dem Datum 27. Juni 2014.
Für meinen Geschmack gibt es wesentlich härtere Geschichten (beispielsweise all das was ich erst danach erlebte). Aber aufgrund einiger entsetzter Personenbegegnungen meiner Vergangenheit diese Warnung.
Du bist nicht richtig!
Wie viele Jahre haben mir die Leute erzählt, ich wäre nicht richtig?
So wie ich spreche, denke, fühle, handle, aussehe, käme ich ja nie auf ’nen grünen Zweig.
Den einen war ich zu groß, andere hänselten meine Hornbrille, mein Opa meine schon als Kind sehr krassen Krampfadern, meine Omi bemängelte meinen Hintern, meine Brustform und meine Leberflecken sowie meine Art mit Männern umzugehen, die man schließlich betütteln müsse. Meine Mutter verglich ihren Arsch mit meinem und fand sich immer selbst am besten. Dass ich Koma-Saufen eher damit in Verbindung brachte, sie als Kind nachts sturzbesoffen die Treppe unseres Wohnhauses hochzuziehen, als mit Freude und Feiern, entging ihrem Interesse. Selbst als ich bereits in Bayern wohnte und wir uns lange Zeit nicht sahen, musste ich meine Berlin-Besuche mit ihren Partyterminen abstimmen – oder halt auf Ihre Begrüßung verzichten.
Mein Vater bemängelte dagegen nur – alles. Ich konnte ihm nichts Recht machen. Zur Demütigung pisste er mir ins Bett, hielt mir immer die tollen Kinder seiner Freunde vor und nahm mir sogar meine beste Freundin, als seine Partnerin.
Ständig kritisierten alle meine vielseitigen Interessen. Ich wäre nicht normal, solle mich mal entscheiden, irgendwas zu Ende bringen. „Du bist nicht richtig“ – Ich hörte es wahnsinnig oft und entsprechend öfter, klang es in meinem Kopf nach.
Intelligenz und Bildung seien was für Faulpelze. Richtige Arbeit sähe man an den Händen.
Die einzigen beiden Menschen die in meiner Kindheit vollkommen kritiklos für mich da waren, waren zwei Männer. Der Erste – keine Ahnung ob ich 4 oder 6 war – im Gebüsch auf einem Spielplatz. Der Zweite ein alter Rentner als ich etwa 12 war, mehrmals.
An das Spielplatzerlebnis erinnere ich mich nur noch bis zu dem Moment, als ich ihn anfassen sollte – vielleicht war es das schon – und dann wieder an den Nachhauseweg, als die Oma meiner Freundin mich sehr verachtend aus dem Fenster beobachtete. Kurz darauf bekam ich von meiner Mutter zu Hause „Ärger“ (erst heute ist mir bewusst, dass ich da vieles auch falsch verknüpft haben könnte).
Bei dem Rentner fiel es mir viele Jahre schwer, an Missbrauch zu denken. Schließlich übte er keinerlei Gewalt an mir aus und nutzte meine kindliche Neugier auf eine viel Wert schätzendere Art, als ich sie zu Hause jemals erlebt hatte. Ich hielt meine Erlebnisse so lange als normal, dass ich nicht verstand, warum mich mein erster Freund beschimpfte, keine Jungfrau mehr zu sein (von der Herz- und Hirnlosigkeit dieses Vorwurfs mal zu Schweigen).
Jahrelang selbst schon Mutter, wunderte ich mich, warum mein Mann so viel mehr tolle Dinge aus seiner Kindheit wusste als ich.
Als ich bei meinem ersten Selbsterfahrungsseminar meiner Coachingausbildung von allen für eine Familienaufstellung gewählt wurde, dachte ich noch, ich würde die Teilnehmer ja doch nur langweilen. Selbst als noch am 3. Tag danach die Stimmung aufgebracht war, verstand ich den Wirbel nicht ernsthaft. Mit so einer Geschichte, bräuchte ich keine Coachingausbildung, sondern eine Psychotherapie, echauffierten sich manche.
Bei einem Rhetorikkurs für besseres und sicheres Reden zog mich doch glatt die Referentin zur Seite und versuchte mir Logopäden gegen meine Lispelei zu empfehlen. Wunderbar, ich war dort hingegangen, um endlich meine Vortragsangst zu überwinden. Nun ging ich stattdessen mit der Erinnerung an eine weitere meiner Schwächen wieder heim! Immerhin hatte ich jedoch ein tolles Feedback einer Apothekerin im Herzen, das ich in der Vita erwähne.
Als ich das Selbständigennetzwerk „Businessladies“ gegründet hatte, riss ich mir die Seele auf, um allen möglichst viel Mehrwert und Geschäft zu liefern. Ausgerechnet die Frauen, die dank meiner ehrenamtlichen Arbeit das meiste Geld verdient hatten, fielen mir schließlich dermaßen link in den Rücken, dass mich diese Erfahrung für Jahre vollkommen ausbremste. Hätten nicht gleichzeitig ein paar ganz wunderbare Damen meinen Rücken gestärkt, wäre ich vermutlich an dieser Enttäuschung zerbrochen.
So glaubte ich jahrelang felsenfest, ich wäre zu nix in der Lage, hätte weder Talente noch was drauf. Ich absolvierte eine Weiterbildung nach der anderen. Jede Erhabenheit eines Studierten brachte mich dazu, noch einen Kurs, noch diese Weiterbildung und jenen Titel ranzuschaufeln. So wenig wie ich Wert war, musste ich das doch irgendwie wett machen können.
Als ich in unserer ländlichen Gegend meine erste Tochter früh in Kinderbetreuung gab, kritisierten mich sogar hiesige Erzieherinnen und zahllose Mütter, die es scheinbar nicht verstanden, warum ich sie nicht als lebensunfähiges Anhängsel beklammerte. „Dann braucht sie doch kein Kind“ tönten sie. Mmh, wenn ich ein Kind BRAUCHE, weiß ich nicht ob das die förderlichere Denkweise fürs Kind ist.
Überall und immer wieder geriet ich in Erklärungsnot und verfiel in Rechtfertigungen.
Während ich es draußen jedem Recht machen wollte, durfte meine eigene Familie es nicht wagen, mich zu kritisieren. Sofort blockte ich ab, wehrte mich und strampelte wie ein ertrinkendes Kind.
7,5 Jahre Aus- und etwa 50 Monate Weiterbildungen, 6 Fehlgeburten und 3 Kinder sowie einen
- 1. zuschlagenden,
- einen 2. betrügenden
- sowie den letzten und 3. mich innerlich arg verletzenden Ehemann und Vater meiner Kinder später,
- <– vom 4. wusste ich damals noch nicht :o) –>
versuchte ich noch immer jedem Anspruch gerecht zu werden. Jede Ausbildung die ich mal verinnerlicht hatte, wollte ich umsetzen. Privat nutzten so viele Menschen mein Wissen, wieso nur gelang es mir nicht, erfolgreich zu sein?
Ich musste es doch irgendwie hinkriegen, nicht mehr vom Gehalt meines Mannes abhängig zu sein. Bei den ersten beiden Männern war doch ich diejenige mit gutem Gehalt gewesen. Und warum nur schafften es immer nur die Anderen, glücklich werden?
Ganz unten
Völlig verzweifelt im tiefen Nirvana meiner Möglichkeiten wurde mir plötzlich etwas klar. Ich verstand, dass ich durchaus etwas ganz Besonderes war.
Ich habe zum Einen eine äußerst stark ausgeprägte Intuition und „sehe“ oder weiß manchmal Dinge, die mein normaler Verstand mir noch nicht erklären kann. Außerdem hatte ich immer wieder sehr extreme oder äußerst variantenreiche Erfahrungen sammeln dürfen. Die mussten doch für etwas gut sein.
Selbst die Geburten meiner Kinder. Ich wollte immer eine Geburt zum Mitreden. Prompt
- dauerte die erste drei Tage und war ohne Schmerzmittel,
- die zweite mit gemütlicher PDA,
- die dritte per ungewolltem Kaiserschnitt.
Ich hatte es ja sogar geschafft, mit 103 Kilos auf den sich versteckenden Rippen 21 Kilometer weit Joggen zu können, damit man mich nicht für mein Übergewicht kritisierte, sondern Bitteschön endlich einmal jemand anerkannte was ich konnte oder tat.
Und immer wenn es dann geschieht, rede ich alles runter und suche ganz schnell das Weite …
Der Weg aus dem Loch
Der Tag an dem mir das alles bewusst wurde und ich mein größeres übergeordnetes Ziel erkannte, war für mich eine Hardcore-Überwindung. Als ich begann, meiner Intuition zu folgen. Ich, die ich so lange darauf ausgerichtet war, zu reagieren wie andere von mir dachten oder eventuell hätten denken können.
… Ich war schon oft kurz davor, den Artikel wieder zu löschen und hatte ihn sehr lange Zeit offline, weil ich mittlerweile vieles vollkommen anders bewerte. Aber unterm Strich zeigt er trotzdem sehr gut, wie tief unten man sich fühlen und trotzdem alles hinter sich lassen kann. Natürlich nicht zwingend mit meinem Weg. Deiner ist bestimmt ein ganz anderer. Ihn zu gehen und Dich selbst mit allem was Dich ausmacht, anzunehmen, kann ich nur wärmstens empfehlen.
Liebe Grüße aus dem tiefsten und ehrlichsten Herzen
Tanja