„Tanja, wie machst Du das nur? Deine drei Kinder, der Haushalt und dann Deine Selbständigkeit mit Deinen vielen Projekten. Das ist doch unheimlich viel Stress!“
So und ähnlich reagieren die Menschen in meinem Umfeld. Und oftmals war ich in alter Gewohnheit geneigt zu sagen „Oh ja, es ist der Wahnsinn gerade!“ Denn wenn ich nur entspannt lächeln würde, würde die Achtung vor mir im Nu abfallen, was meinem Ego dann ja auch wieder nicht so richtig gefiele.
Ein interessantes Phänomen unserer Gesellschaft, nur dann akzeptiert und geachtet zu werden, wenn man so viel leistet, dass der Stress auch von außen ersichtlich ist. Zeigt man sich dagegen entspannt, würden sich die Schlüsse automatisch abwertend ändern in „die macht sich’s aber leicht“.
Warum aber eigentlich nicht? Was ist denn so verkehrt daran, sich den leichten und möglicherweise damit einhergehenden entspannteren Weg zu suchen? Wieso zum Geier werden die Menschen und insbesondere Mütter nur dann hoch gehalten, wenn sie kurz vorm Durchdrehen sind? Erst wenn der Krebs oder Herzinfarkt in einem Leben an selbiges erinnert, wird der Rückgang zur Muße geduldet. Bis dahin zwingt einem eine Vollgas-Erwartungsumgebung ein völlig unpassendes Korsett auf – und die Mehrheit lässt es sich gefallen, auch wenn es immer enger die Luft zum Atmen nimmt.
Stress-Erwartungstest
Meine lieben Leser innen, mich würde wirklich interessieren, wie es bei Dir zu diesem Thema aussieht. Wieviel Stress lässt Du auf Deinem eigenen Toleranzbarometer zu?
Wenn auf einer Skala von 0 bis 10 quer durch den Raum, in dem Du Dich gerade befindest, die Null bedeuten würde „nahezu Relax-Koma, völlig gelassen und entspannt in allen Lebenslagen“ und die Zehn „Ich fühle mich ungefragt auf ein 10-Metersprungbrett geschoben, auf dem viel zu viele Menschen drauf rum hüpfen, mein Sturz ist nur eine Frage der Zeit“.
Wo befindest Du Dich auf dieser Skala zwischen 0 und 10?
Stopp – kurze Nachdenkpause :-). Bitte erst weiter lesen, wenn Du Deine Zahl gefunden hast.
Wo würdest Du Dich auf der Skala wieder finden, wenn Du Dein Leben nach Deinen persönlichen Anlagen gestalten würdest (auch hinsichtlich des Tempos) und Du keine Vollgaserwartungsumgebung um Dich hätten? Was wäre Dein Platz auf der Skala, wenn Du sie mit dem Rhythmus Deiner Seele betreten würdest?
Sind bei Dir beide Zahlen gleich? Dann vermute ich ein bereits sehr selbst bestimmtes Leben mit einer ausbalancierten Grundhaltung. Je höher die Abweichung, desto mehr Möglichkeiten und Stellschrauben, könntest Du im Läufe der nächsten Zeit für Dich selbst nutzen, um das in Einklang zu bringen (sofern Dir ein innerer Teil sagt, dass die Abweichung nicht optimal ist).
Die 3P – Erfolgswege aus der Stressfalle
Wie alle „Standard“-Methoden kann auch diese hier nur einen Teil der Medaille darstellen. Daher ganz wichtig zu unterstreichen: wenn Dir hier etwas nicht passt oder nicht zusagt, hast nicht Du eine Macke, sondern mein Modell! Picke Dir also bitte nur das heraus, was Dich weiter bringt :-)!
Eine mögliche Vorgehensweise könnte sein, Dir bei all zu großem Stresslevel ein Dreieck vorzustellen (oder sogar zu skizzieren).
In dem Dreieck befindet sich Deine aktuelle Szene (z.B. die nicht mal eben „abstellbaren“ und gerade schrecklich saugenden Kinder, die Wäscheberge, der angekündigte Spontanbesuch und jetzt auch noch entdeckt, dass die einst viel zu große Hose nun als Letzte auch noch zu eng wurde…).
Steige mit dem weisen Teil Deiner Seele gedanklich aus Deinem Dreieck aus und schiebe es ein Stück weit weg. Genau so weit, dass Du es von allen Seiten betrachten kannst.
1. Perspektivwechsel und „mentale Metaprogrammierung“
Was fällt Dir jetzt auf?
Neigst Du eher zur „Puh, der Stress haut mich bald um“-Haltung oder zu den „wenn ich es anders nenne, hat es weniger Kraft“-Verdrängungskünstlern?
Wie gefällst Du Dir da drin, mitten im Stress und Deiner eigenen Einstellung dazu?
Was bringt Dich jetzt im Moment dazu, so zu denken, wie Du denkst?
Wenn Du im Alter von 90 Jahren im Buch Deines Lebens Blättern würdest, welche Kapitelüberschrift hätte diese Szene?
Manchmal geht die Welt um uns herum sprichwörtlich unter und da hilft alles Schönreden von außen gar nichts.
Lediglich die Art, wie wir solche Momente innerlich einordnen, kann dann das Zünglein der Waage zwischen „gesund bleiben“ oder „krank werden“ ausmachen.
Daher einfach immer wieder diesen innerlichen Schieber vollziehen (Fachkreise nennen das „Metaperspektive einnehmen“) und die Situation/Phase/Haltung „von außen“ betrachten.
Sehr gut hilft oft auch das innerliche Besteigen eines Weltraumshuttles, um sich die Welt von oben anzusehen.
Die Kunst der Balance wäre dann das, was die Buddhisten den „mittleren Weg“ nennen. Zwar kann die Umformulierung des Wortes „Stress“ jemanden mental schon eine Entspannungsstufe höher bringen, birgt jedoch auch die Gefahr einer Verdrängungshaltung. Möglicherweise reagiert unser Körper ja gerade deshalb mit Stressreaktionen, weil er uns sagen möchte „Hey, leg endlich eine Pause ein!“
Fokussierung auf das Wesentliche
Weißt Du was erfolgreiche Menschen von jenen unterscheidet, die sich nicht so bezeichnen?
Erfolgreiche Menschen machen sich Ziele. Die Art dieser Ziele soll keiner Wertung unterliegen und hängt vom jeweiligen Lebenskonzept ab. Der Eine strebt materiellen Hochstand an, während der Andere es gern schaffen würde, von den Gaben der regionalen Natur zu überleben. Sportliche oder optische Perfektion, sind dagegen für manch einen ihr einzigstes Lebenselixier, für andere blanker Hohn.
2. Priorisierung
Schon an diesen Beispielen erkennst Du vielleicht, wie wichtig es ist, sich selbst zunächst einzuordnen. Nur wenn Du Dir Deiner eigenen Ziele bewusst bist, kannst Du daran gehen, Dich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Wie das geht?
Mach‘ Dir 3 Pläne (umweltschonend eignet sich die simple Notizen-App eines Smartphones).
Darin definierst Du Dir Deine „langfristigen Ziele“ für die nächsten Jahre. In diesem Zusammenhang empfehle ich auch meinen Artikel Ziele besser erreichen mit Smarties.
Danach lege folgende Notizen in Deiner App bzw. Seiten auf Papier an:
- „4 Quartale – 1. …. 2. …. 3. …. 4. ….“
- „Dieser Monat/Woche“ und
- „Dieser Tag heute“
Je nachdem wie Du zurecht kommst, weiter splitten oder so lassen. Wenn Deine langfristigen Ziele klar sind, überlege Dir, was in den nächsten 4 Quartalen erforderlich sein könnte, um sie zu erreichen. Das schreibst Du in die entsprechenden Bereiche.
Danach nimmst Du Dir den nächsten Monat oder – je nach Umfang – auch die nächste Woche vor.
Beim ersten Mal ist es ein wenig mehr Zeitbedarf, zum Anpassen aller Details genügt dann ein kurzer Blick bspw. halbjährlich oder eben quartalsweise.
Worauf es nun ankommt, ist der „Tag heute“.
Dieses Vorgehen wird richtig gewinnbringend, wenn Du alle neu hinzu kommenden Vorhaben immer gleich einträgst und jeden Morgen kurz drauf schaust, was ansteht. Ich mache das immer mit einer kleinen Nummerierung, damit ich schnell erfasse, was in welcher Reihenfolge wichtig ist. Falls Du mit Trello arbeitest, kannst Du es natürlich in Trello führen. Aber dann hast Du vermutlich eh längst Deine eigene Technik.
Seither verzettele ich mich deutlich weniger und komme wesentlich effizienter in den Bereichen voran, die wirklich wichtig für meine eigene Zielerreichung sind. Klar, lasse ich das manchmal auch schleifen. Aber ich muss gestehen, dass dann mein Gefühl deutlich zunimmt, viel zu viel gearbeitet ohne wirklich etwas erreicht zu haben.
Wenn ich jedoch morgens auf meine Liste schaue, ist es zugleich so ein Erinnerungsanker, Facebook* und alle anderen Störquellen auf lautlos zu schalten und mich wirklich nur den Aufgaben dieser Liste zuzuwenden.
Dies hat den weiteren Vorteil, dass ich manche „Zahlen“ aufgrund der inneren Frage „bringt mich das jetzt meinen Zielen wirklich näher?“, immer wieder nach hinten verschob und sich viele dann einfach von selbst erledigten. Andere Todo’s leichterer Art kann ich dann mal in jenen Zeiten dazwischen schieben, wenn Leerläufe oder sowas entstehen.
Probiere es aus und schreibe mir davon, wenn Du Lust hast.
Für mich persönlich ist das die stressfreieste und effektivste Methode, um am Ende des Tages ein echtes Ergebnisgefühl mit ins Bett zu nehmen :-).
3. Perfektionsabschied
Gehörst Du zu denjenigen Menschen, die ungerade Kanten und andere Krümel in ihren Todo-Suppen, in den Wahnsinn treiben können?
Ich oute mich als Perfektionistin. So schaffe ich es ohne Mühe, mehrere Monate an meinen Webseiten und ganz früher an Businessplänen herumzuschrauben. Da beides enorm komplexe Möglichkeiten beinhaltet, möchte ich natürlich jede einzeln umsetzen.
Doch genau diese Eigenart hindert uns in der Regel am Vorwärtskommen. Denn sie hält uns im Kreis gefangen. Mir passierte es sogar trotz aller Perfektion bereits zwei Mal, dass extern eingeholte Berater mein Auftreten als unprofessionell einstuften (wat ne Watsche!). Trotz aller Perfektion fehlte mir nämlich der notwendige Außenblick. Während ich also an zahllosen Details feilte, um ja fehlerfrei zu sein und professionell zu wirken, nahm man von außen das Gegenteil wahr.
Falls Du auch zu uns Haarspaltern gehörst, überlege Dir bei neuen Arbeitsschritten – spätestens wenn sie länger als ein paar Stunden benötigen – ob sie WIRKLICH notwendig sind. Setze Dir Ziele (s.o.) und hol im Zweifel externe Helferlein dazu.
Vor allem aber, beginne, die Dinge und Deine Ergebnisse lockerer zu sehen. Gestehe Dir Fehler und Lücken ein und gewöhne Dir das Pareto-Prinzip an.
Probiere diese 3 P’s (Perspektivwechsel – Priorisierung – Perfektionsabschied) aus und berichte mir von Deinen Ergebnissen.
Herzlichst, Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
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Dieser Artikel wurde schon am 26.11.2014 auf einer meiner alten Seiten losgeschrieben und dessen letzter Absatz erst am 20.2.24 – quasi nach Wiederentdeckung – fertig gestellt.
*Facebook habe ich vor einigen Jahren den Rücken gekehrt.