Bist Du ein Scannertyp – also die Art von Mensch, die vielerlei Interessen hat?
Leider werden Scannermenschen oft zu Unrecht wie chaotische Luftikusse behandelt. Doch trifft genau das auf die wenigsten Scanner zu. In diesem Artikel beschreibe ich,
- wie Scanner sich im Korsett ihrer Umwelt erleben und
- gebe sowohl Außenstehenden als auch
- ihnen selbst Tipps, mit ihrem Scannerwesen umzugehen.
Was würdest Du als Menschenkorsett beschreiben? Eher die jeweiligen Erwartungen der Umgebung oder jene an Dich selbst? Fühlst Du Dich manchmal in einem solchen gefangen?
Scanner schämen sich für ihre Vielseitigkeit
Es gibt einen besonderen Moment im Kontakt mit meinen Kunden. Genauer gesagt zwei. Der Zweite ist jener, an dem mein Gegenüber das zuweilen schwere Lastentor zurück zu sich selbst, wieder öffnet. Diesen Moment sieht man an den Augen und er erfüllt mich immer sehr. Der andere geschieht früher und bringt mich immer zum Lächeln. Es ist der Moment, wenn sich jemand erst ganz vorsichtig, doch dann plötzlich immens erleichtert erkennt, dass er bei mir keine Kritik für seine Vielseitigkeit bekommt. Dass Kritik an sich nicht zu den Aufgaben eines Coachings gehört, wissen viele leider noch nicht.
Ein Scannertyp (so werden vielseitige Menschen bezeichnet) ist im Gegensatz zum Taucher* derart vielfältig interessiert, dass diese Vielfalt an Interessen zu zahlreichen Herausforderungen führt. Mittlerweile gibt es viele Bücher und Artikel dazu. Einfach mal suchen. Unser Rechtssystem verbietet ja mittlerweile schon Empfehlungslinks.
Wenn nun ein solcher Scannertyp bei mir ist, ist er deshalb so erleichtert, weil er bisher in aller Regel Schwierigkeiten wegen seiner Interessensstreuung hat und hatte. Vielen ist nicht einmal bewusst, dass es den Scannertypen gibt und es lediglich bedeutet, dass sie eben andere Bedürfnisse haben als die derzeit mustergültigen Taucher.
Mit Kritik aufgewachsen?
Ein Scannertyp bekommt in seinem Leben häufig viel Kritik und Unverständnis. Meist beginnt es schon bei den Eltern, wenn ein eben noch hochinteressantes Wunschthema zu Weihnachten, im Januar bereits verworfen ist:
„Kind, kannst du nicht mal was zu Ende bringen? Es lohnt sich doch gar nicht, dir was Neues zu kaufen. Du lässt ja eh alles fallen. So unzuverlässige Menschen wie du werden es nie zu etwas bringen.“
Da werden dann gern Mayonnaise und Glühbirnen zusammen in eine Tonne geworfen und sollen Früchte bringen.
Fatalerweise hören Scanner so etwas sehr häufig und brauchen daher wesentlich länger, aus ihrer vermeintlichen Not die berühmte Tugend zu zaubern. Denn solch eingeimpfte Mentalbremsen hindern sie, sich mit ihrem So-Sein anzufreunden und verursachen Fluchtstrategien. Da ist einerseits von haus aus dieser enorme Wissensdrang, die Neugier und Begeisterung für diese vielen spannenden Phänomene unseres Lebens. Andererseits das Gefühl und steter Außenspiegel, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
„Mit deinen tausend Flausen kennt sich ja kein Mensch aus.“
„Ich wünsche dir so sehr, dass auch du irgendwann mal deinen Weg findest.“
„Ohne Fleiß kein Preis. Fokussier dich halt endlich mal. Kein Wunder dass dich niemand ernst nimmt.“
Solche an sich gut gemeinte Hilfsanker von Tauchern (*gerader Lebensweg mit Hauptfokus/Spezialisierung, auch der leidenschaftliche Gitarrist kann Taucher sein), verursachen in aller Regel nur eines: erst recht das Ersaufen. Denn dadurch wird dem Scannertypen suggeriert, er hätte sein Thema lediglich noch nicht gefunden. Weshalb er häufig noch mehr im Dunkeln tappt. Oder die Scannerpersönlichkeit zwingt sich eine Spezialisierung auf, die ihr an sich und auch ganz grundsätzlich nicht passt. Denn dauerhaft schon gar nicht.
Wenn es zeitgleich eine selbständige Person mit hohem Fleiß und Selbstanspruch ist (beispielsweise Steinbock-Charaktere), führt es dazu, dass sie unglaublich viele Dinge produziert. Diese verstehen kann jedoch nur sie selbst. Es fühlt sich für sie an, als wenn der Rest der Welt ihren großartigen Baum nur durch ein Astlochausschnitt betrachtet. Folglich führt es oft dazu, dass Außenstehende sie für wankelmütig halten und nicht ernst nehmen. Gleichzeitig bedingt ihre vielseitige Art, tausend Baustellen gleichzeitig zu bepflanzen, dass jede einzelne nur minimal, meist schubweise und dann wieder überhaupt nicht vorankommen. Dies verstärkt zusammen mit dem Unverständnis von außen das Gefühl, zu nichts nutze zu sein und wenig auf die Reihe zu kriegen.
Das ist insofern fatal, weil insbesondere der Scannertyp meist ein Vielfaches von anderen leistet. Denn er ist ja besonders bemüht, seine „nichtsnutzigen Schwächen“ zu kompensieren.
Scannertyp – Tipps für Außenstehende
Fühlst Du Dich eher bei den Tauchern heimisch und siehst in einem geradlinigen Weg nebst treuem Interesse den Vorzug?
Wenn es Dir trotzdem ein Anliegen ist, einer Scannerpersönlichkeit in Deinem Umfeld zu helfen, kannst Du folgendes tun:
- Hör‘ ihnen zu und achte sie. Bloß weil sie sich leicht verhaspeln, weil es ihnen manchmal schwer fällt, ihre ganze Baumstruktur über ihren verhältnismäßig kleinen Mund zu artikulieren, sind sie nicht blöd. Ein Scannertyp schlägt sich häufig mit einer sehr hohen Intelligenz herum. Aber selbstverständlich gibt es diese auch bei Tauchern 😀 .
- Verurteile sie nicht, wenn sie „schon wieder eine neue Sau durchs Dorf treiben“. Die meisten ihrer Interessen werden ein integrierter Teil von ihnen, der dann zum Tragen kommt, wenn sie ihn gerade brauchen oder mal wieder Lust drauf haben. So kann es sein, dass sie in 2 Wochen 15 Bilder malen und dann mehrere Jahre kein einziges. Sieh‘ es einfach als „ebenso in Ordnung wie immer Bilder zu malen.“
- Kritisiere sie nicht durch geschicktes Zuspielen irgendwelcher Bücher oder Artikel, mit denen Du versuchst, ihnen ständig irgendwelche psychischen Störungen unterzujubeln.
- Wenn Du ihnen ernsthaft helfen willst, dann like und teile ihre Beiträge (sofern sie zu Deinen Werten passen natürlich). Denn gerade durch ihre Vielseitigkeit können Scanner aufgrund ihres Zeitmangels für Einzelthemen nur schwer Fangemeinden aufbauen. Dazu tanzen sie auf zu vielen Hochzeiten. Doch jede einzelne davon lieben sie. Und wenn Du sie genauer anschaust, wirst Du möglicherweise feststellen, dass da richtig gute Sachen dabei sind, die Deine Unterstützung wert sind.
- Frage sie. Nimm‘ Dir in der Energie des sogenannten „Aktiven Zuhörens“ doch einmal vor, Dir von den vielen Scannerprojekten erzählen zu lassen. Versuche auf wertschätzende neugierige Weise zuzuhören und nimm‘ Dir schon im Vorfeld vor, etwas tolles Neues zu entdecken. Entweder am Scannermenschen oder seinen Projekten.
Scannertyp – Tipps für Dich selbst
Willkommen im Club, Brüder und Schwestern 😅🤗😘.
Falls Du bisher mit dieser Deiner Besonderheit noch nicht bewusst vertraut wurdest, hat Dir dieser Artikel über Scannertypen bestimmt schon eines oder mehrere erhellende Lichter gezündet. Nachfolgend möchte ich Dir zeigen, welche Erkenntnisse ich im Laufe meines Lebens als Scannertyp gewinnen konnte:
- Mach‘ Dir bewusst, dass es sich nicht um eine Schwäche handelt, sondern vielmehr um Deine Stärke. Nicht im Sinne von besser oder schlechter als Nichtscanner. So etwas ist von haus aus Quark. Sondern vielmehr im Sinne Deiner Bedürfnisse. Frage Dich von nun an, wie Du diese Deine Scannernatur optimal nutzen und füttern kannst.
- Tue dies unter der steten Beruhigung, Dich nicht (mehr) überfordern zu müssen. Verwechsle Deine Vielseitigkeit nicht damit, Dir für die Akzeptanz Deiner Person fremde Beine ausreißen zu müssen. Dies ist ein niemals zu erreichendes Unterfangen.
- Also richte Deine Energien auf das, was sich für Dich gerade gut und richtig anfühlt und Du aus der Tiefe Deiner Seele tun möchtest.
- Wenn Verzettelung Dein zweiter Vorname wäre und Du auch stets 10-30 Tabs in Deinem Browser offen hast und jedes Mal Schnappatmung bekommst, wenn Deine Kiste ungeplant ins Off geht, entwickle gezielte Strategien für dieses Verhalten in Bezug auf Datensicherung, „Browsertabs zum Wiederöffnen speichern“ etc.
- Setz‘ Dich ganz gezielt mit Deinen Mangelseiten auseinander, um ehrlich zu erkennen, welche Tätigkeiten Du zugunsten Deinem Aufgehens in Verzettelung immer wieder verdrängst und Dich damit unnötig ausbremst. Werde Geistesunternehmer, auch wenn Du angestellt bist. Bedeutet: Suche Dir gezielt Alternativen, Unterstützung, Taucher, die das was Du nicht kannst oder magst liebend gerne tun. Selbst wenn Du für andere Dienstleistungen bezahlen musst, erschaffst Du erstens neue Energien für unsere Wirtschaft und damit andere Menschen (also raus aus dem schlechten Gewissen!) und zweitens wird es Dir dann noch besser gehen, weil Du mehr und erlaubter von dem machen kannst, was Du liebst.
- Vermutlich wirst Du es eh längst nutzen und vielleicht auch in vielfacher On- und Offline-Form: Strukturhilfen und Priorisierungsstrategien (Stichwort Pareto und Eisenhowerprinzip). Ich bin neben meinen Notizen-, Todo- und Schreibapps seit einigen Jahren auch wieder auf Papierplaner zurückgegangen. Einfach weil sie mir hervorragend dabei helfen, meine Ideen, Pläne und Projekte im Blick zu halten. Toptipp (hoffentlich lesen mich nur nette Anwälte 🙏) der weekview Businessplaner. Ich verlinke ihn extra nicht (herrje, wat ne Rechtsscheiße heutzutage oder?), aber Du wirst ihn finden. Achtung, es gibt ihn in mehreren Ausprägungen mit und ohne Stiftschlaufe, Einschubfach, Aufklebern. Für längerjährige Projekte eignet sich das „weekdori notes“, welches man als loses Heft in den Einschub stecken und zum Jahreswechsel wieder mitnehmen kann.
- Gib Dir und Deinen Einzelprojekten außerdem Zeit. Es ist ein Trugschluss unseres und des letzten Jahrhunderts, dass der einzige Sinn in einer bestimmten Zielerreichung liegt. Das ist sogar vollkommener Blödsinn. Denn der Sinn besteht in Deinem Leben. Sollte es also nicht in erster Linie mit den Dingen angefüllt sein, die Dich beflügeln?
- Scheiß auf Resultate, reite die Wellen Deines Lebens!
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Ganz herzliche Grüße
Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
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Bildquelle: eigene und Pixabay
Dieser Artikel wurde schon am 14. März 2022 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.