„Auf Dich wartet etwas Besseres …“
„Vertrau‘ halt endlich auf dein wahres Glück, erst dann kannst du es anziehen …“
Ein von Liebeskümmlern häufig gehörter Satz, vielmehr aus deren familiärem oder freundschaftlichen Umfeld. Jene Menschen, die unser offensichtliches Leid weder länger mit ansehen noch ertragen wollen.
Wie auch? Sie sind mit ihren RatSCHLÄGEN schon lange am Limit, können unsere Dauerschleifen aus On und Off’s nicht mehr hören, für die vielen feinen Details haben sie aus ihrer externen Perspektive eh kein Gespür und egal was sie uns raten, befolgen wir ihre Empfehlungen ja sowieso nicht.
Für viele Dualliebende gehen daher häufig einstmals als gut empfundene Freundschaften plötzlich kaputt. Phasenweise kommen und gehen vielleicht sogar ganz verschiedene Menschen wie die Wolken am Himmel.
Aus Sicht der Freunde meist aufgrund unserer Naivität, Sturheit und geringen Bereitschaft, uns in unserem sinnlosem Liebeskummer ernsthaft helfen zu lassen.
Aus unserer Perspektive sieht die Welt natürlich deutlich komplexer aus.
Falls eine Freundschaft oder ein Familienkontakt nicht bereits mitten im Krach einer weiteren Endlosdiskussion endete und manche aus Eurem Umfeld ernsthaft Wert darauf legen, für Euch da zu sein, denen sei dieser Artikel gewidmet. Selbstverständlich stellt dieser wiederum nur eine Sichtweise, nämlich meine, dar. Und diese natürlich nicht zuletzt aufgrund meiner Vermittlungsabsicht unserer Wahrnehmungen und Erlebnisse, besonders komprimiert dargestellt. So sind diese Beschreibungen nie auf eine bestimmte Person zurückzuführen, sondern auch Erzählungen meiner Klienten und weiterer Betroffener, insgesamt also eine Summe von unglaublich vielen Außenbewertungen, wie „wir“ sie von vielen Seiten um die Ohren kriegen.
Und das ist auch schon der springende und weitläufig vollkommen unterschätzte Punkt:
In diesem Prozess GEHT ES UM UNS!
Abgesehen von allzu steifen Stereotypen, Lernaufgaben und Phasen unseres Dualseelenweges, die im Einzelfall immer individuell zu betrachten sind, einen einige Punkte jedoch sehr viele Dualliebende in ihren kurz- und langwierigen Kummerphasen. Sie müssen bzw. dürfen folgende Schmerzerfahrungen ihres Lebens heilen:
- Selbstwert
- Abgrenzung
- Einsamkeit
- Intuition und Herzvertrauen
Und das gilt für beide Duale, unabhängig ob Herz- oder Verstandesmensch, Loslasser und Gefühlsklärer, Runner und Chaser und wie sie nicht alle heißen. In Ausprägung und Phasen variabel, sind dies meist wechselseitige Lernaufgaben von beiden Seiten. Ebenso wie meistens beide Runnerphasen durchgehen, ausgelöst durch ihre jeweils eigenen Ängste und Selbstzweifel.
Sensitive Charaktere
Wenn jemand aus Deinem Umfeld nun also ein Dualliebender ist, zeichnet er sich zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit als sehr sensible oder sogar hochsensible Persönlichkeit mit stark ausgeprägten Wahrnehmungskanälen aus. Seine Welt ist wesentlich komplexer als für viele andere Menschen. Jedes Übermaß an Lautstärke, vollen Räumen, Kritik, Konflikten, erzeugt für eine solche Person ein starkes Stresslevel. Für sie fühlt sich aufgrund ihrer sehr intensiven Reizwahrnehmung vieles so an, als wie mit den Fingernägeln eine Tafel runter zu kratzen.
Dieser an sich schon anstrengende Sachverhalt macht es den Betroffenen besonders schwer, wenn nun diese intensivste Liebe des Lebens Einzug in Mark und Bein hält. Denn vor der lange ersehnten Vereinigung beider Liebender in die „Union“, durchleben beide überaus schmerzhafte Phasen und Entwicklungsprozesse. Da multipliziert sich der gefürchtete Fingernagelkratzer an der Tafel zu einer offenen Fleischwunde mit Feuerstäben.
Insbesondere die Herzmenschen unter den Dualseelen gelten als hoch entwickelte Seelen und sind nicht selten in helfenden Berufen zu Hause, weil ihre sensitive bis intuitive Wahrnehmung besonders ausgeprägt ist.
Dies gilt sehr oft jedoch ebenso für den Verstandesmenschen, sonst wäre ihrer beider oft über lange Zeit rein telepathische oder anderer manchmal lediglich auf gemeinsame Onlinepräsenzen geprägte Kommunikation, gar nicht möglich.
Durch den Tunnel des Selbstzweifels
Dennoch nimmt meist nur eine der beiden Seelengefährten über eine sehr lange Zeit völlig einseitig Zeichen wahr. Nicht selten vom jeweiligen Pendant in Zweifel gezogen. Dies sind dann jene Momente, wo sich die betreffende Seele nicht selten selbst einweist, da alles was sie fühlt und erlebt derart abgefahren, unlogisch und intensiv ist, dass der Moment, in dem das geliebte Gegenstück all das nun auch noch selbst leugnet und bezweifelt, ins absolute seelische Koma katapultiert. Tiefe depressive Phasen und Zweifel an der eigenen Wahrnehmung sowie dem Platz und der Aufgabe im Leben eingeschlossen.
Ausgerechnet in dieser oft über Monate und Jahre andauernden Phase von Freunden und Umfeld angezweifelt zu werden, verschärft die Problematik massiv.
Der Zauber zweier zarter Seelen
Erst wer diese Beiden erlebt, erhält ein Gefühl dafür, was es bedeuten kann, wenn von zwei hochschwingenden Seelen die Rede ist. Sie zeigen beide bestimmte Verhaltensweisen völlig im Einklang, ohne je explizit darüber gesprochen zu haben. Dies auf so zarte Weise, dass ein Außenstehender seinem betreffenden Freund nicht selten ratlos zuhört und denkt:
„Auweia, mir war nicht klar, dass Du so ’nen krassen Knall hast“ und versuchen dann den Dualverknallten möglichst unauffällig und höflich wieder auf den Boden der sichtbaren Tatsachen zurückzuholen.
Da fallen dann Aussagen wie:
„Warte nur ab, das vergeht schon“
„Du wirst sehen, es wartet etwas viel Besseres auf Dich“
„Klar, Du siehst jetzt alles etwas naiv durch die rosarote Brille. Glaub mir, ich von außen hab da einen etwas realistischeren weil kühleren Blick drauf …“
Und der Beste aller Sprüche:
„Meine Güte, lass ihn halt endlich los. Es bringt dir doch gar nichts, weiter krampfhaft festzuhalten!“ Und vieles mehr.
Abgesehen davon, dass neben dem „gut meinen“ in den meisten Aussagen eine ganze Menge unangebrachter bis unbemerkt verletzender Bewertungen und Zuschreibungen enthalten sind, werden die aller wichtigsten Aspekte mangels Wissen übersehen:
- Wir empfinden uns mit unserem Dual als eine absolute Einheit und haben in dieser Gemeinschaft erstmalig die reine Vollkommenheit erfahren. Wenn da „jemand Besseres“ auf uns wartet, entspricht das einem Stacheldolch mitten in unser Herz. Denn diese Aussage impliziert, dass diese Erfahrung etwas Schlechtes ist und nimmt ihr die unglaublich hohe Bedeutung, die sie für uns hat!
Außerdem hieße „etwas Besseres“ dass wir selbst nicht gut genug wären und das ist ja genau das Gegenteil dessen, was uns diese Erfahrung lehren soll. Klar ist das von außen VOLLKOMMEN anders gemeint. Aber da wir uns mit unserem Dual als eine Seele fühlen, ist jede Kritik an unserer zweiten Hälfte, zugleich Kritik für uns. - Und dies führt zum 2. Punkt. Gerade diese Verbindung soll uns ja stark machen, unsere alten Baustellen aus den schmerzhaften Erfahrungen unseres Lebens verarbeiten und lösen helfen. Dazu gehört es ganz explizit zu erkennen, was uns gut tut „und mit uns schwingt“ und was nicht.
Kritik von Freunden ist keine Hilfe
Nahezu einer Backpfeife gleich sind dann jene Bildpostings, in denen unsere Freunde der Welt und uns stolz mitteilen, dass sie als die „wahren Freunde“ den Mumm haben, jemandem mit ihrer tollen Ehrlichkeit notfalls den Kopf zu waschen!
Sie versuchen da etwas zu waschen, was ihrer eigenen Filterbrille aus ihrer Weltwahrnehmung entspricht, aber keinerlei Zusammenhang geschweige denn Brücke zu unserem Erleben herstellt. Das ist in etwa so, als wie wenn ich mit meinem kleinen Abwaschschwamm ein Weltraumteleskop reinigen möchte, weil mich diese komischen Spiegelflächen stören.
Und wenn wir nun in dieser besonders sensiblen Phase, die uns alles abverlangt und Mehrfachloopings durch die Hölle schickt, von außen Kritik erhalten (wozu eben auch Kritik an unserem Dual zählt), dann werden wir dieses Teuerste was unser Leben je bot (es gibt nämlich noch andere Wunder neben Kindern. Jene, die sie überhaupt erst erzeugen!), mit unserem eigenen Leben zu schützen bereit sein. Notfalls Freundschaften beenden.
Dies tun wir nicht aus Naivität oder weil wir plötzlich den Verstand verloren hätten und so schnell unsere Freunde in den Wind setzen. Nein. Die umgekehrte Frage darf endlich einmal Raum erhalten: Welcher ernsthaft in unserem Sinne denkende Freund, nimmt sich denn bitte heraus, unsere Eigenwahrnehmung derart in Frage zu stellen und lächerlich zu machen, dass diese Beendigung der letzte logische Schluss darstellt?
Hirn auf Selbstwegen
Wir selbst leiden so sehr an den Fallstricken unseres Verstandes und Ego getriebener Verhaltensweisen, dass wir alle Überlegungen unserer Freunde ganz sicher mehrfach selbst durchs Hirn jagten und ganz besonders deshalb verständnisvolle Freunde bräuchten, mit denen wir all unsere Schleifen mal „anständig“ hin- und herwälzen könnten (und jaaaa klar, als Frauen auch hin- und her interpretieren).
Wenn Ihr uns also wirklich ernsthaft einen Gefallen tun wollt, dann zweifelt nicht an unserem Verstand, sondern gebt uns einen Raum, unser komplexes Innenleben angemessen auszudrücken.
Nicht unsere Liebe ist lächerlich. Sondern jene Momente, in denen unsere Freunde zu bestimmten Uhrzeiten besorgt unseren Onlinestatus kontrollieren, um zu sehen ob wir uns wieder oder immer noch zum Affen machen und ernsthaft denken, wir würden das nicht checken. Das ist ein wenig wie die Störfrequenz eines schönen Radiosenders! Oder ein bisschen so, als wie wenn man einer Blechdose den Klang einer Panflöte vermitteln müsste. DAS sollten wir Loslassen. Den vergeblichen Versuch, unseren Prozess Menschen zu vermitteln, die ihn mangels Selbsterlebnis nicht verstehen können. Bedauernswerterweise aber sehr oft nicht einmal verstehen wollen. Denn sobald wir ins Detail gehen, wenden sie sich genervt ab.
Je öfter ich von und über meine Liebe postete, desto häufiger teilten Freunde Loslassbilder oder schrieben gar selbst Loslasstexte à la „Ich hatte auch mal eine kranke Liebe …“
Hallo?! Ganz cool und wahrlich Ohrfeigen gleich jene Aussagen, dass das Loslassen schließlich eine viel tiefere Bedeutung hätte. Teilweise sogar von Menschen, die noch niemals eine Liebe loslassen mussten und keinerlei Ahnung davon haben, wie es ist!! Da kommen dann schon mal Sprüchebilder wie „Ein guter Freund traut sich, Dir die Wahrheit zu sagen“.
Nein! Ein guter Freund würde in einer solchen Situationen nicht aufhören zuzuhören, fragen was wir brauchen und wäre sich auch mit 70 Jahren noch nicht zu schade, mit uns gemeinsam über das Verhalten unseres Duals herum zu schwafeln und notfalls typisch weiblich teeniehaft mit zu interpretieren.
Denn wozu führt alles andere? Dass wir uns noch mehr in die Einsamkeit verkriechen, weil uns ja sowieso niemand versteht. Irgendwann sind wir dann reif für die Klappse oder stellen zumindest fest, dass wir gar nichts mehr erzählen wollen. Zu viel was da aufgeholt werden müsste und allein deshalb noch lächerlicher wäre. Immerhin, wir lernen ja eh die Abgrenzung. Dann ist dieser Mensch eben nicht mehr Bestandteil unserer Zukunft.
Von der Einsamkeit in den Rückzug
Dies ist bei Dualseelen überhaupt sehr häufig zu beobachten. Anfangs ängstigen sie sich zuweilen vor der Einsamkeit, würden lieber sterben als freiwillig einen weiteren Tag ohne ihr Dual zu leben. Zum Ende des Prozesses suchen sie diese Einsamkeit immer mehr. Nun aber nicht mehr in Trauer, sondern in vollkommenem Einklang mit sich selbst und der Natur. Meist entfalten sich in dieser Zeit weitere sensitive Kräfte.
Wenn Du Kumpel, Verwandter, beste Freundin eines Dualliebenden bist und es bleiben möchtest:
Selbstverständlich brauchst Du weder Deine eigenen Überzeugungen noch Glaubenskonzepte aufzugeben. Es erwartet niemand von Dir, dass Du alles glauben musst was da geschieht.
Wenn Du es aber schaffen würdest, besagter Person so viel Wertschätzung und Respekt entgegen zu bringen, dass sie nun mal gerade einen absolut außergewöhnlichen Entwicklungsschritt macht, den sie selbst ganz oft nicht für real hält, total überfordert ist und anzweifelt, dann erweist Du einen wahrlich schätzbaren Freundschaftsdienst.
Kritisiere nicht
- für die Art der Freundschaft,
- für die vielen langen Rückzüge,
- für die zeitweise eintönige Platte oder gar
- das aus Deiner Sicht möglicherweise unmögliche Verhalten des Dualpartners.
Sei da, hör zu. Ganz bestimmt war es betreffende Person auf ihre bestmögliche Weise auch schon für Dich.
Es ist Deine Chance, persönlich mit zu erleben, dass es sehr viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt. Nichts weniger als die Magie der Liebe.
Bedingungslosigkeit als umfassendes Konzept
Und Du, liebe dualliebende Seele, beschäftige Dich – sofern noch nicht geschehen – bitte dennoch auch mal aus neuer Perspektive mit der eigentlichen Bedeutung der Erfahrung von Bedingungslosigkeit. Unserem Dual „erlauben“ wir nahezu alles, weil wir ja schließlich lernen sollen, was Bedingungslosigkeit auf sich hat. Aber unseren Freunden gestehen wir sehr viel weniger Fehler zu. Warum eigentlich?
Ist diese ganze Sache für uns selbst doch schon kaum greifbar und wir immer wieder auf der Flucht vor Herz und Realität, können unseren Zweifel kaum dauerhaft begraben. Wie hätten wir selbst ohne all unserem speziellen Erleben bei einer anderen Person reagiert? Hätten/haben wir nicht auch noch viel zu oft ganz einfache Erklärungen und Schubladen für andere Leute?
Dies ist auch hier eine Chance, uns von jeglicher Bewertung lösen zu lernen.
Selbstverständlich sollten wir beenden, was uns nachhaltig nicht gut tut. Spannend, dass wir das bei Freunden offensichtlich können, bei unserem Dual jedoch nicht … 😆 (könnten Außenstehende nun noch mal ein wenig kritisch einwerfen, weil sie es eben nicht verstehen …)
Können wir jedoch solche Freunde auch als wichtige Lebensabschnittsspiegel betrachten und mit einem dankbaren Lächeln ziehen lassen? Oder wäre es vielleicht sogar ein wichtiger Lernschritt, eine Meinungsverschiedenheit oder gar Konflikt auszuhalten und durchzugehen ohne selbst schon wieder in einen Fluchtmodus zu wechseln?
Die Liebe zu einem Seelengefährten ist eine überaus facettenreiche Schule des Lebens, voller Magie und Wahnsinn, ganz normalem Menschenverstand und jeder Menge Hirnschmalz. Ein riesiges spirituelles Geschenk, fernab rosaroter Schäferstündchen der Illusion. Doch genau in dieser Schublade wird der Erlebende für lange Zeit eingeschlossen und darf (s)einen Weg lernen, damit umzugehen. Jeder Freund, der hier ein wenig Watte reicht, damit das laute schwerfällige Knirschen ein wenig weicher wird, ist eine wahre Wohltat.
Erfüllte Grüße aus der mittlerweile gelebten Union
Eure Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem – gern teilen oder deiner Liebe schreiben (aber dann bitte das Copyright „Tanja Schillmaier“ hinzufügen).
Dieser Artikel wurde schon am 26. Mai 2018 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.