Immer dann wenn wieder „ein Großer“ dieser Welt, wie beispielsweise Robin Williams, geht, sind Schreck und Entsetzen in Medien und Menschen groß:
„Wie konnte das nur geschehen? Er war doch so ein charmanter und witziger Mensch!“
Es wird darüber debattiert, was bei dieser nach außen auf den ersten Blick aus Perfektion bestehenden Seele eventuell schief gelaufen ist und gerätselt, wie man hätte diese Entwicklung verhindern können. Das Wirken und Schaffen der Person wird in höchsten Tönen gepriesen und ihr Leiden als Schattenseite eines öffentlichen Lebens betrauert.
„Hätte er/sie sich doch nur helfen lassen!“
„Es ist doch keine Schande, auch seine Schwächen zu zeigen“
klingen hochmutig einige Stimmen im Dunst des Massengleichklangs.
Klick – und die Medien machen weiter mit ihrem Mainstream aus Pseudo-Perfektion:-
- „Germany’s next top Schwafel“ und
- rotem Stern in „High So-Scheinity“-Top Reportagen,
- Berichten perfekter Karriere- und Hausmami’s,
- Erfolgsstories echter Macher,
- dem Herziehen über „No go’s“ in der Öffentlichkeit
- und Champagnerparties von happy Möchtegern-Hippo’s.
- Selbst bei Raab geht’s nur noch ums Be(sch)weisen.
Und wenn irgendjemand in diesen „die Mehrheit will nichts anderes sehen“-Kanälen einmal seiner erwarteten Rolle nicht gerecht wird (wie zum Beispiel Stars und Sternchen, die es wagen, mit ihrer sprichwörtlichen „0,8 cm zu viel Bauchrolle“ in einem Bikini an einen öffentlichen (auweia!) Strand zu gehen, dann …? Ja, dann wird mal eben schnell die Walze gefahren. Eine unerschütterliche Welle des Entsetzens und Plattmachens. Bei Politikern und wirtschaftlichen relevanten Personen der oppositionelle Klassiker: die Rücktrittsforderung (s. auch der Artikel Rücktritte schaden unserer Gesellschaft). Bei Blondinnen des öffentlichen Hechts reichen in der Regel Belustigungen mit schwerem Beleidigungslevel.
Das geht so lange, bis wieder ein As der Gesellschaft das Zeitliche zur Einladung segnet. Klick.
Was dabei übersehen wird, ist das offenste Geheimnis dieser Welt. Der Buddhist behandelt es in seinen vier edlen Wahrheiten:
Leid kennt keine Ausnahme!
Vor lauter Perfektion wird vergessen, dass nicht besondere Leistung und perfekte Körper unsere Welt tragen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Menschen mit „Fehlern“, Gebrechlichkeiten, Cellulite, inneren und äußeren ungelösten Konflikten.
Immer mehr dieser Menschen sind aufgrund der heutigen von Perfektion geprägten Berichterstattung aber nicht mehr in der Lage, ihr Haus zu verlassen, geschweige denn sich in Schwimmbädern zu zeigen. Ein Großteil der „Nichtnormform“ zieht sich immer mehr zurück, weil sie sich nicht würdig fühlen. Weil sie nicht wissen, dass SIE die Mehrheit bilden! Sie sind nicht mehr in der Lage, selbständig ihr Glück zu finden, obwohl gerade heute Mittel, Voraussetzungen und Optionen für diese Suche so hoch sind wie nie.
Die meisten meiner Klienten (und ich wage zu behaupten, dass andere Berater mir zustimmen werden) haben vorrangig Ängste und Selbstwertprobleme. Ihre größte Verblüffung ist immer jener Moment, in dem sie feststellen, dass sehr viele Menschen so einsam wie sie sind und gern Anschluss finden würden!
Wir schwimmen in einer Vergleichs- und Bewertungswelle die uns mehr schadet als nützt!
Es gibt gerade Menschen, die viel Leben auf unserem wundervollen Erdenball zerstören. Irre, deren Glaubensinterpretation Schreckliches tut! Dagegen müssen wir kämpfen.
Aber doch bitte nicht permanent gegen unsinnige Moralvorstellungen einer oft hirnlosen, auf jeden Fall aber oberflächlichen Minderheit!
Anti-Perfektionskampagne
Da über alles zu Schimpfen die eine Sache ist, Dinge zum Besseren zu verändern jedoch eine ganz andere, möchte ich gern jene Menschen, die Lust haben mitzumachen, dahingehend ermutigen, sich einfach regelmäßige Momente der Antiperfektion (bei optischen Betrachtungen nenne ich es auch Pseudomangel) zu gönnen!
Wenn Du Lust hast, schicke mir Bilder oder schreibe mir kurze Geschichten, aus denen hervorgeht, dass Du eben jetzt gerade einmal nicht perfekt bist (soweit diese Umschreibung überhaupt richtig sein kann, ich meine hier die sogenannte Erwartungsperfektion). Je nach Grad Deines eigenen Mutes kannst Du Dich für oder gegen namentliche Nennung entscheiden.
Was mit diesen „Zugeständnissen“ geschieht? Ich werde sie bei Facebook, dieser Webseite und eine kleine Auswahl möglicherweise im Glücksletter veröffentlichen* (wie gesagt, auf Deinen Wunsch gern anonym). Damit können andere sehen, dass sie in ihren „schwachen Momenten“ keineswegs allein sind. Vielleicht können wir damit ein paar Menschen ein wenig stärken und motivieren und eine kleine Kraft der Gemeinschaft pflanzen 🙂 !
Beispiele könnten sein:
- Wäschestapel
- Verkalkte Armatur
- Unordnung
- Loch im Socken
- Beim Autofahren nach dem Kindergartenkontakt bemerkt, dass eigenes Gesicht voller verschmierter Vortagesschminke ganz entstellt ist
- was auch immer Dir Verrücktes oder Peinliches geschehen ist
Ich freue mich riesig auf Deinen Input! Und falls Dir die Idee gefällt, teile sie doch gern mit Deinem Umfeld. Das würde noch mehr Menschen helfen 🙂
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem – gern teilen
Dieser Artikel wurde schon am 13. November 2014 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
*Daher existieren die damaligen Kanäle nicht mehr. Du kannst allerdings gern hier als Kommentar antworten.