In den letzten Tagen ärgerte mich etwas mehrmals. Ja jetzt ist es raus ☺️, auch mich ärgert manches und ich stehe dazu, menschliche Emotionen zu besitzen. Mache mir eher Gedanken um jene, die sie leugnen. Aber das ist ein anderes Thema.
Gestern las ich bei Facebook von einer Unternehmerin, die sich über die Aussagen von Müttern echauffierte, dass sie es so schwer hätten, sich etwas aufzubauen. Schließlich stünde ihnen zwar nur Teilzeit zur Verfügung, aber sie sollen doch bitte endlich aufhören ständig zu jammern (oder so ähnlich).
Das erinnerte mich an Gespräche mit einer Kollegin zuletzt tags davor sowie an diverse andere aus den letzten Jahren. Interessanterweise immer von kinderfreien Damen.
Der frühe 9 Uhr-Wurm
Eine berichtete mir übrigens um 9 Uhr stolz, dass sie immer so früh anfinge, weil sie schließlich wisse, dass von Nichts kein Erfolg käme. Mal abgesehen davon, dass diese Erfolgszentrierung der letzten Jahre mir schon lange Sorgen bereitet und meiner Meinung nach menschlich mittlerweile eine sehr gefährliche Richtung nimmt. Am besagten Tag war ich um 9 Uhr bereits mit den Hunden spazieren, habe meine Kinder versorgt, war wenn es blöd läuft mal eben noch bei politisch verordneter Beschäftigungstherapie namens schulischem Freitesten und habe außerdem 1,5h Sport nebst Dusche hinter mir. Aber wie in allem gilt auch hier, der frühe Wurm ist dehnbar 😆 .
Diejenige von der ich hier erzählen möchte, brachte es vor einigen Wochen schon mal, uns Mütter mit Prostituierten zu vergleichen. Schließlich machen wir uns ja auch auf Kosten unserer Männer ein bequemes Leben. Ja genau, vor allem bequem 😅. Jepp, sie hat es tatsächlich so gesagt.
Ich ersparte ihr und mir die sinnlose Diskussion. Solchen Menschen zu vermitteln, welches Leben berufstätige Mütter führen (und selbst jene ohne aktiven Beruf!), gleicht dem Versuch, mit Spaghetti zu stricken.
Gib Leuten mit der Empathie einer Klobrille nicht die Macht, Dein Maßstab zu sein. Sie sind innen leer, außen einfarbig geschlossen und leiten stets ungefilterten Mist durch.
Was mir dann trotzdem fast den Zacken aus der Krone schleuderte, war folgendes:
Herausforderungen ja, aber bitte nicht darüber reden
Ich hatte berichtet, dass ich trotz teurer Leitung mehrmals in einem für mich sehr bedeutsamen Seminar aus dem Internet geflogen war und den Kurs letztlich abbrechen musste. Dabei erinnerte ich mich erzählend, dass ich dieses Problem einige Jahre zuvor schon einmal hatte. Damals wurde ich für mein technisches Knowhow bewundert und von einem Netzwerk um entsprechende Online-Marketingkurse gebeten. Wegen schlechten Netzempfangs, flog ich ständig aus meinen eigenen Kursen. Das war zahlenden Kunden gegenüber nicht haltbar. Trotz der Bereitschaft doppelt zu zahlen, durfte ich seinerzeit rechtlich nicht einmal den Anbieter wechseln und musste sämtliche Kurse, für die ich viele Monate Vorarbeit geleistet hatte – und damit meine Pläne als Onlinetrainerin – aufgeben.
Als ich ihr das erzählte und dabei ein wenig ratlos war, weil es mich auch nun wieder für meine aktuellen Pläne um Meilen zurückwarf, antwortete sie:
„Also Tanja, meinst Du echt, dass die Selbständigkeit für Dich das Richtige ist? Du krebst jetzt seit so vielen Jahren herum und kommst nicht auf die Füße. Andere Mütter schaffen das doch auch ohne zu Jammern.“
Das war insofern interessant, weil diese Dame erstens seit vielen Jahren ständig all ihre Anliegen und Baustellen bei mir ablud, ohne zu fragen, ob ich gerade Muße oder Interesse daran habe und sie selbst trotz kinderfreier VollZEIT zuletzt Hartz4 empfing. Aber der Punkt war, dass ich ja gar nicht gejammert, sondern einfach nur erzählt hatte, was mir gerade frisch geschehen war. Dies war nicht einmal die Spitze des Eisberges, den ich tatsächlich zu beschwimmen hatte.
Während ich schon länger darüber nachdachte, unseren gelegentlichen Austausch niederzulegen, weil ihre Werte meine ethischen Grenzen überschritten, tat ich es nun auch deshalb, weil ich merkte, dieser Dame gegenüber nicht mehr unbefangen gegenübertreten zu können. Ein Anspruch, dem wir Coaches lebenslänglich verhaftet nie wieder los werden 😆 . Eine wichtige, aber selten leichte Lernaufgabe.
Kurz danach las ich dann die Sprüche der anderen Dame.
Mütter jammern nicht, bloß weil sie erzählen
Ich möchte hiermit der Welt ein für alle mal klar machen, dass Mütter nicht jammern, wenn sie von ihrem Leben erzählen! Zumindest nicht jene, die ich kenne oder coache. Sie haben lediglich derart viele Jonglierbälle gleichzeitig im Spiel, dass ihnen selbst schon mal schwindelig wird. Das Einzige was sie anstreben, wenn sie davon erzählen besteht darin, ihr Gegenüber einen Moment an ihrem Alltag teilhaben zu lassen. Manchmal ist das gerade der erste erwachsene oder der erste private Mensch, dem sie an diesem Tag begegnen. Ab und an bedeutet ihre eigene Erzählung für sie selbst Klärung, insbesondere für Sprechdenkerinnen. Ja, und manchmal reden sie sich gerade ihre Probleme von der Seele? Und??!!
Was bitteschön bringt andere Frauen dazu, so etwas als Jammern zu degradieren?
Ist es Zufall, dass dies auffällig oft solche sind, die besonders schön geschminkt in der Männerwelt auftreten, weil sie das als die einzig gültige weibliche Etikette verstehen? Natürlich nur bedingt ernst gemeint. Denn jetzt habe ich dasselbe gemacht, nämlich eine Schublade gezogen. Solche sind selten angemessen zugeschnitten und leider Ursache vieler weiterer Probleme. Blöderweise tun sie dem verletzten Ego sehr gut.
Aber auch solche frauenfeindlichen Sprüchereißer meinen es selten böse. Sie stehen morgens nicht mit der Absicht auf, jemanden fertig zu machen. Sie hatten oftmals lediglich das Glück und Privileg eines einfachen Lebens. Meist stimmt nicht einmal das. Die Bezeichnung „eines anderen Lebens“ passt hier wohl am besten.
Da wo es weh tut, lernen wir am meisten
Allerdings können wir sie als Lehrmeister nutzen. Denn wenn wir ehrlich sind, pieksen sie punktgenau unsere rostigsten Knöpfe. Was haben solche Personen an sich, dass sie es schaffen, uns zu verletzen? Häufig ist es nichts weniger als unseren Gegenpol.
- Fühlst Du Dich in Deinem Herzen auf deren Seite zu Hause oder erlaubst Du Dir genau das nicht?
- Erinnert Dich dieser Pol möglicherweise an ähnliche Spuren aus Deiner Vergangenheit?
Solche Fragen helfen dabei, die eigenen Gefühle zu klären und seinen Standpunkt bewusster und gefestigter einzunehmen. Je nach dem um was es geht und wie offen wir selbst gerade sind, ist eine solche Knöpfedrückung aber auch hervorragend geeignet, das jeweilige Thema weitgefasster zu betrachten.
In meinem Fall war es die Erkenntnis, dass ich mit dem derzeitigem Erfolgsgeschwafel aller Kanäle schon eine Weile nichts mehr anfangen konnte, weil ich längst den Punkt der Selbsterfüllung lebte. Ich hatte mir all meine Neigungen und Fachgebiete so zurechtgebaut, dass ich alles ausleben konnte, was ich wollte. Immer öfter war ich absolut erfüllt und glückselig von meiner Arbeit. Und zahlreiche Geschenke und Dankespost bestärkten mich darin, dass das was ich liebte, offenbar tatsächlich auch anderen etwas brachte. Während mir an den Erfolgsgurus ihre kühle Härte und Verbissenheit auffiel, war ich die meiste Zeit meines Tages glücklich.
Aber aufgrund einer privaten Katastrophe war dies alles plötzlich schon wieder in Gefahr und ich wie so oft in meinem Leben gezwungen, mich aus dem Schlamassel zu ziehen. Unverlässliche Internetleitungen und unqualifizierte Kommentare, passten da besonders schlecht dazu. Denn sie beheizten meine Angst. Das bremsende Gegenteil nützlicher Selbstmotivation.
Fragen ans System
Was ist mit unserer Gesellschaft los, dass wir andere nicht nach ihrem Glück geschweige denn Wert für die Welt bemessen, sondern nach ihren Fehlern, ihrem Bankkonto und höchstem Titel?
Ab wann zählt denn jemand eigentlich als erfolgreich? Wenn er jeden einzelnen Kunden öffentlich zur Schau stellt?
Warum wissen solch kinderlose Ratschläger nicht, dass wir ihre Rentenzahler großziehen?
Diese Fragen haben übrigens einen eigenen Wert, wenn Du sie an Dich selbst stellst. Zählst Du Glück oder Erfolg als wichtiger? Ab wann hältst Du Dich für gesellschaftlich akzeptiert, koppelst Du es an den Erfolg?
Ein paar Wochen vorher habe ich einen ganzen Vormittag für einen ehemaligen Schützling eingesetzt. Ganz einfach weil er ein toller Mensch ist und es mehr als verdient hat, dass ihm endlich jemand spiegelt, wer er wirklich ist. Mein Verdienst hierbei lag einzig und allein in seinem Verdienst! Das war für mich einer der wichtigsten und erfüllendsten Einsätze meines vergangenen Jahres und werthaltiger als jeder Umsatz und Erfolgshascherei.
Doch all diese Erkenntnisse halfen mir freilich gar nichts, wenn ich den fortschreitenden Jahreslauf bemerkte ohne eine echte Lösung gefunden zu haben. Würde ich mir zum 5. Mal einen Angestelltenjob wählen, blieben wieder all meine sich so wunderbar entwickelnden Herzenslabels liegen und dennoch hätte ich nur ein Viertel von dem was ich bräuchte, um unsere Existenz auf jene Weise zu erhalten, wie wir sie gerade aufgebaut hatten. Und das war netto gedacht. Als Selbständige konnte ich diesen Betrag noch einmal verdoppeln.
Ganz normale Lebensrätsel einer Mutter, die sich ihr immer wieder stellen, während sie wie eine Löwin für ihre Familie kämpft und vom Schicksal gelegentlich solche Arschtritte bekommt, die andere sich im Kino ansehen.
Kein Jammern, sondern Erzählen, Nachdenken, Aufraffen, Krone richten .. Ihr wisst schon.
„Na dann guck Dir doch mal an, was mit DIR nicht stimmt, wenn Dir ständig sowas passiert!“
Die nächste Leier … .
Lassen wir das. Menschen sind verschieden. Frauen auch.
Mach‘ es gut. Bis zum nächsten Mal. Ich kann’s ja doch nicht lassen 😀 . Doch genau dafür bin ich hier. That’s my reason 💗.
Tanja
Sinn & Mission
Mein Leitspruch heißt „Menschen besser verstehen“ und meine Mission besteht im Kleinen darin, jedem seinen eigenen Wert aufzuzeigen, damit er seinen speziellen Platz einnehmen kann. Im Großen nichts weniger, als unsere Welt ein wenig friedvoller zusammenzurücken 🌐.
Deshalb stell(t*)e ich meine wichtigsten Modelle als „Mentale Systemik“ kostenlos auch Kollegen zur Verfügung und strebe langfristig mit „Seele auf Kurs“ Bewusstseins- & Bildungszentren für Menschen in Not unabhängig ihrer Bildungsherkunft an. Hier als Chiemgaucoach arbeite und schreibe ich für Privatkunden. Als „Chiemgauberater(in)“ für Unternehmen. Bei der Liebesflüsterei für die Liebe (von Seelengefährten und Familien) und bei „Avaloona“ waren Arbeitsplätze in der Spiritualität geplant. Doch zeitgleich kam Corona und beglückte uns alle.
ALLES VOLLumfänglICH dieselbe Mission.
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
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Bildquellen: Pixabay
Dieser Artikel wurde schon am 27.1.2022 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht. Mittlerweile habe ich die meisten Texte hierher auf diese eine Seite übertragen, bisherige Webseiten aufgegeben und widme mich nur noch dem Schreiben.
2 thoughts on “Mütter jammern nicht! Sie berichten”