Über Sinnfindung und psychologische Beratung
Gestern erzählte mir eine Klientin, dass sie immer öfter in ihrem eigenen Umfeld kritisiert würde. Einige Freunde und Verwandte verstünden überhaupt nicht, wieso sie sich derart negativ verändert habe und in ihrer doofen Selbstfindung plötzlich so egoistisch geworden sei.
Seit sie ihre Wünsche deutlich klarer als früher äußere, ernte sie massive Widerstände und müsse sich teilweise ziemlich persönliche Frechheiten anhören, die ihr aber ganz schön nahe gingen. Sie sei nun total unsicher, ob der Weg ihrer Selbstfindung tatsächlich so sinnvoll wäre oder sie am Ende wohl allein da stünde.
Ihr Therapeut hatte überraschenderweise nur halbe Hausaufgaben gemacht. Denn er hatte mit ihr scheinbar ihr eigenes System aus Familie und Umfeld nicht thematisiert.
Ein verbreitetes Beratungsphänomen?
Tatsächlich begegnen mir solche und ähnliche Schilderungen sehr häufig und es wird in unserer Gesellschaft unterschwellig auch ein wenig als typisches Resultat geduldet (?), „wenn man zu einer Psychotante“ geht. Also jenen Teil der Sinnsuche, nämlich, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen.
Wer hat jetzt die Macke?
Dieses Thema ist für viele derart gefürchtet, dass sie sich im Rahmen ihrer eigenen Sinnsuche, aber auch insgesamt gar nicht trauen, psychologische Beratung zu suchen. Schließlich wollen sie sich nicht von irgendeiner fremden Person, die vom eigenen Leben keine Ahnung hat, „den Kopf derart verbiegen lassen, dass sie sich womöglich am Ende selbst nicht wieder erkennen“.
Dabei ist nur den wenigsten Menschen bewusst, dass rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung mind. einmal jährlich von einer psychischen Einschränkung betroffen ist, wie das Robert-Koch-Institut nach einer Gesundheitsstudie schätzt. Davon suchen sich (nur oder immerhin) wiederum jeder Dritte Hilfe von außen.
Viele derer, die dies nicht tun und oft mangels Wissen und Vorbehalten, aber auch komplizierten und einschränkenden Rechtsgrundlagen in diesem Land, denken und glauben, „es mit sich selbst ausmachen zu müssen“.
Damit bescheren sie (oder das System) den Arbeitgebern und nicht zuletzt sich selbst, langfristig schwerwiegende gesundheitliche Folgen, die mit deutlich eingeschränkter Lebensqualität und Leistungsfähigkeit, langen Ausfallzeiten (beruflich und eben auch persönlich!) und – wer seine inneren Alarmsysteme dann noch immer nicht ernst nimmt – vorzeitigem Ausscheiden aus dem Berufsleben bis hin zum Tod, einhergehen.
Komfortzone aussitzen bequemer als Sinnsuche
Dies klingt aber alles immer so hochgestochen und sehr weit weg vom eigenen persönlichen Leben, dass viele Menschen, sich selbst gar nicht angesprochen fühlen. Plötzlich fallen sie tot um oder bekommen von ihrem Körper massive „So, und JETZT wirst Du auf mich hören“-Backpfeifen und im Umfeld heißt es „Mein Gott, hätten wir nur geahnt …“
Damit schließt sich der Kreis in diesem Artikel, aber leider auch jener der verbreiteten Realität/en.
Tja, hätten sie nur! Hätten sie nur Bedürfnisse wahrgenommen, Befindlichkeiten erfragt, Gefühle respektiert, Grenzen zu verstehen versucht, Abnabelungen als Chancen begriffen, jemanden im eigenen Leben auf eine neue Ebene voller Neugier und Akzeptanz platziert…
Haben sie aber nicht – meistens jedenfalls.
Sind sie deshalb die Schuldigen?
Natürlich nicht! Wenn dies irgendein Berater – und an dieser Stelle möchte ich deutlichen Klartext sprechen. Denn das passiert leider in jeder Expertenschicht! Gute Begleitung hat wenig mit in diesem Land gültigen Gesetzen, als viel mehr mit persönlicher Haltung, Reife, steter Selbstreflexion und eigener Weiterentwicklung zu tun! – behauptet, dann arbeitet er/sie womöglich gern mit Rat-Schlägen anstelle das jeweilige persönliche System (innere Geschichte sowie Umfeld) des Klienten mit einzubeziehen.
Ist dann der Klient selbst Schuld?
Gegenfrage: Sollte ein schöner grüner Rasen 3mm Länge haben, 3cm, mit oder ohne Wiesencharakter sein?
Schuldfragen machen in unserem Leben wenig produktiven bis gar keinen Sinn. Denn sie sind viel zu komplex, um sie schlussendlich auf eine gültige Gesamtantwort zu reduzieren. Was sie aber tun – und das gilt ebenso im Verarbeiten innerer/vergangener Prozesse als auch im Außen – sie schaffen und erhalten entsprechend negativ wirkende Energien.
Wohin das führt, haben wir alle zumeist bereits persönlich erfahren dürfen und ist eine der Hauptfacetten dieses Themas.
Kann es der Klient trotzdem positiv beeinflussen?
Dies kann(st) er/sie/also Du selbstverständlich 🙂 !
Eine von vielen Möglichkeiten ist beispielsweise Deine eigene Sinnfindung. Allein die Frage, was das für die einzelnen Menschen überhaupt heißt, führt zu sehr vielseitigen Sichtweisen. Letztendlich lässt sich dieser Prozess der Selbsterkenntnis mit „Deinem Platz in Deinem Leben“ recht gut zusammenfassen.
Hast Du für Dich bereits eine Antwort gefunden, welcher Dein besonderer Platz in diesem Deinem Leben ist? Falls nicht, brauchst Du noch nicht automatisch gleich Hilfe, keine Sorge. Es kommt auf Dein Befinden dabei an. Fühlst Du Dich gut und glücklich? Und falls nicht, spürst Du Deine Fähigkeit, Dich selbst (wieder) zu stärken und dieser Frage zu widmen? Falls nein, wäre das eine gute Gelegenheit, Dir persönliche Hilfe zu gönnen.
Praxisübung Sinnfindung und Sinnsuche
Übrigens lässt sich die Sinnfindung mittels einer wortwörtlichen Sinnsuche auch recht praktisch in Anlauf nehmen: Schließe in einem ruhigen Moment (der bei Dir Zuhause, aber auch gern in der Natur sein darf) Deine Augen. Atme ein paar Mal ganz tief ein und aus, so dass Du bewusst das Heben und Senken Deiner Bauchdecke wahrnehmen kannst.
Nun denke über Dein bisheriges Leben nach. Dann erinnere Dich an Deine Träume (vergangene und aktuelle). Bei jedem einzelnen davon, versuche all Deine Sinne zu benutzen. Was siehst Du innerlich? Was hörst Du, wenn Du es Dir ganz intensiv vorstellst? Wie fühlt sich das an und in Deinem Körper an? Kannst Du auch etwas Riechen und Schmecken?
Du musst nicht jeden Sinn klar und deutlich sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken können. Es ist einfach Typ- und Übungssache. Irgendeinen wirst Du aber besonders intensiv wahrnehmen. Möglicherweise bist Du aber auch ein „Intuitivwisser“. Jene Menschen erhalten ihre Antworten oft als „getarnte Gedanken“. Diese Stärke wird dann oft als „Schalt den Kopf aus und fühle Dich rein“ verkannt.
Versuche also jeden Deiner großen Träume mit allen Sinnen zu erleben.
Durch die vermutlich etwas unterschiedliche Intensität Deiner Wahrnehmungen, wirst Du mittels dieser Sinnsuche Deiner Sinnfindung einen kleinen oder großen Schritt näher kommen.
Falls nicht, stehen momentan andere Dinge im Vordergrund. Auch das ist völlig in Ordnung.
Also doch der Berater?!
Wenn es darum geht, einen Klienten zu sich selbst und seiner eigenen Sinnfindung zu führen, ihm dabei zu helfen, wahre Bedürfnisse jenseits aller Normen, nämlich in sich selbst zu erkennen und in seiner persönlich stimmigen Charakteristik zu leben, ja :-)! Diesen Schuh ziehen wir uns gerne an! Und manche von uns betrachten dabei auch noch die Systemik (Auswirkungen verschiedener Veränderungen und Verhaltensweisen. Beispielsweise mittels Testsimulationen im geschützten vertraulichem Rahmen der Praxis).
Dies ist unsere persönliche Arbeit. Und weißt Du was, es ist ganz egal mit welcher Methode! Hypnose ja/nein, Aufstellungen ja/nein, Klopfen oder nicht, mit oder ohne Spiritualität, studiert oder nicht, auf eine Methode schwörend oder komplex arbeitend …
Studien konnten beweisen, dass der Erfolg von psychologischer Begleitung IMMER von der Beziehung zwischen Mensch und Mensch abhängt!
Wenn Du Dir in Deiner Sinnsuche oder sonstigen Anliegen also helfen lassen möchtest, suche Dir jemanden, bei dem Deine persönlichen Bauchgluckerer mit Neugier und Hoffnung zu tanzen anfangen, Dein Budget stimmig oder es Dir das Wert ist (übrigens bieten viele Berater auch Geschenkgutscheine an) und – wenn Dir Qualität wichtig ist – frage, in welcher Form er/sie sich selbst weiter entwickelt. Wer bei dieser Frage ins Haspeln kommt, könnte möglicherweise nicht die optimale Wahl sein. Am Ende entscheidet aber auch das DEIN BAUCH!
Unsere Passion als Berater in einem Netzwerk (zumindest die meisten von uns, leider sind hier noch viel zu viele Verbände zu sehr auf sich selbst beschränkt) ist es, die breite Bevölkerung dahingehend zu verändern, dass wir uns insgesamt für Toleranz, Weitsicht jenseits aller Tellerränder und Tischqualitäten, Menschenliebe und -würdigung und MEHR RÜCKSICHT IM ALLTAG einsetzen.
Dann wird es möglicherweise bald nicht mehr heißen, dass Selbstfindung einsam macht, sondern REICH!
Sinnfindung wünschende Herzensgrüße
Heute mal im Namen sehr vieler Lebenshelferinnen, Berater und Coaches.
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem – Teilen unter Quellenerhalt oder Verlinkung erlaubt
Bildquellen: Pixabay, u.a. Mann unter der Uhr: relaxed-3125137_640 – Mann zwischen Herz u. Verstand: balancing-2969965_640
Dieser Artikel wurde schon am 13. September 2015 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.