Im Rahmen der „Wie werde ich glücklich“-Artikelreihe möchte ich heute beschreiben, weshalb das Trendwort vergangener Jahre, die Achtsamkeit, so bedeutsam für unser Wohlbefinden ist. Einleitend möchte ich Dich bitten, folgende drei Fragen prozentual einzuschätzen:
- Wieviel Zeit Deiner Tagesgedanken verbringst Du in Erinnerungen der Vergangenheit?
- Wie oft machst Du Dir Sorgen und Gedanken vor der Zukunft?
- Inwiefern nimmst Du jeden Tag bewusst die Gegenwart wahr?
Das interessiert mich. Schreib‘ mir gern in die Kommentare.
Die liebe Vergangenheit
Viele Menschen befinden sich regelmäßig in ihr. Aber nur sehr Wenige sind sich darüber bewusst. Die Einen schwelgen in schönen Erinnerungen und geben häufig Sätze von sich wie:
„Früher war alles schöner.“
Die Anderen hängen in verletzenden, schockierenden oder anderen Missmut erzeugenden Erinnerungen fest. Ob in Selbstmitleid, Wut, Enttäuschung, Hass, Vertrauensverlust, Rache usw., hängt vom jeweiligen Typus und seiner Geschichte ab. Was jedoch allen gemeinsam ist, ist die sprichwörtliche Vergangenheit. Bedeutet: Wir können sie nicht mehr ändern (von therapeutischen und hypnotischen Erinnerungs-Reframings einmal abgesehen).Leider hat unsere Vergangenheit aber eine sehr nachhaltige Wirkung. Denn wir beziehen all unsere künftigen Entscheidungen, Reaktionsweisen und insgesamt unsere Art zu denken, auf sie. Haben wir beispielsweise als Kind die Erfahrung von Dauerkritik und mangelnder Wertschätzung durchlaufen, neigen wir dazu, auch alle für die Zukunft anstehenden Entscheidungen basierend auf diesen Ersterfahrungen zu treffen. Aus Sicht unseres Gehirns ist das eine überaus nützliche Funktion. Der frühe Steinzeitmensch lernte aufgrund seiner Erlebnisse, was richtig und falsch oder sogar tödlich für ihn war. So sah er als Kind womöglich einen Verwandten mutig die Sippe verlassen und diesen anschließend als Hauptmahlzeit einer Löwenfamilie dahin schwinden. Lernerfahrung: Mut ist gefährlich.Doch auch wenn wir heutzutage keiner alltäglichen Lebensgefahr mehr ausgesetzt sind (zumindest in friedvoll begünstigten Ländern 😥 ), ist unser Körper noch immer so „programmiert“ wie vor tausenden von Jahren. Er schützt uns vor Gefahren und sucht die Optionen mit den geringsten Widerständen. Neumodern als Komfortzone bezeichnet. Dazu genügt es bereits als Kind schädliche Aussagen wie „du wirst es nie zu etwas bringen“, „wer hoch hinauswill, wird tief fallen“ zu hören oder aber von Anderen gehänselt zu werden. Unser System ist auf Schutz ausgelegt.
Die drohende Zukunft
In dieser Absicht hindert es uns daran, folgenschwere Entscheidungen zu treffen, bei denen wir scheitern könn(t)en. Insbesondere wenn es in der Vergangenheit bereits negativ erlebte Erfahrungen gab oder wir in einer überaus angstbasierten Erziehung aufwuchsen, treten innere Bremsstimmen und Kritiker besonders vehement auf. Je nach bisherigem Erleben haben wir dann besonders große Angst vor Gewalt, vor Vertrauensmissbrauch oder aber vor dem Verlust unserer Existenz. Vielleicht auch vor Krankheit und Tod. Wir denken in verlässlich zähen Wiederholungsschleifen über alle Gefahren nach und wittern hinter jedem Baum den Verräter unseres Glücks.Das ist aus folgenden Gründen fatal:
- So wie die Vergangenheit bereits erledigt und nicht mehr zu ändern ist, so trägt unsere Zukunft die Eigenschaft, noch nicht eingetreten zu sein. Sie macht unsere Planrechnung ohne dem naturgemäß unberechenbaren Leben. Wir können uns nicht vor der Zukunft schützen, weil sie nicht vorhersehbar ist.
Bitte erinnere Dich an Deine unerwarteten Wendungen im Leben. Hast Du sie vorhergesehen?
„Nein, natürlich nicht, aber … .“
NEIN! Auch mit der effektivsten und selbstwirksamsten Resonanzleier werden Dinge geschehen, mit denen Du niemals rechnen wirst. Positiv wie negativ. Unser Leben besteht nun einmal aus Erfahrungen, nicht aus Betonfundamenten. Selbstverständlich haben wir viele Aspekte selbst in der Hand und in dieser Einfluss auf die Art unseres Denkens. Aber eben nicht auf alle Einflüsse unseres Lebens. - Eine permanente Angst vor der Zukunft hindert uns aber daran, Entscheidungen zu treffen und unser Leben aktiv zu gestalten. Wir fühlen uns passiv dem Schicksal ausgeliefert, obwohl wir genau das vermeiden wollen. Wir hoffen auf ein Ereignis X in der Zukunft, ängstigen uns aber vor den Risiken und verharren in der Starre. In Gedanken jedoch oft am Traumort in der Ferne.
- Damit versäumen wir das Leben der Gegenwart. Jenem einzigen Ort, an dem wir Glück erschaffen, fühlen, leben und erleben können.
Gegenwart als einziger Ort der Achtsamkeit
Zwar ist es bei schönen Erinnerungen durchaus möglich, uns in eine gute Stimmung zu versetzen und zum Lächeln zu bringen. Doch würden wir dies dauerhaft tun, wären wir dort gefangen und bekämen die Gegenwart nicht mehr mit.Auch ist es realisierbar, mit starken Visionen unserer Zukunft, eine niederschmetternde Gegenwart leichter durchzustehen (s. Buchtipp Viktor Frankl „Ja zum Leben sagen“). Doch trotzdem ist es nicht möglich, mit der Vorstellung einer leichteren Zukunft dauerhaft glücklich zu werden. Denn der entscheidende Unterschied liegt im „Sein“. Wir können nur etwas sein, das wir gerade fühlen und erleben. Deshalb ist die Gegenwart der einzige Ort, an dem wir wahrhaft glücklich sein können. Denn glücklich werden impliziert bereits wieder einen Zustand in der Zukunft, den wir noch nicht erreicht haben.Wie werden wir nun aber glücklich, bloß weil wir uns nicht mehr in vergangenen oder künftigen Ereignissen aufhalten? Zwei besondere Gewohnheiten möchte ich Dir hier erläutern. Beide finden in der Gegenwart statt, sie unterscheiden sich nur in der Art der Umsetzungsweise.
- Hast Du schon einmal einen Flowmoment erlebt? Welche Hobbies hast und welchen Beruf liebst Du? Ob es beim Schreiben, Malen oder während des Ausführens einer anderen Herzensaufgabe ist, spielt keine Rolle. Solche Tätigkeiten kennzeichnen sich durch Freude und eine stete Zunahme unserer Energie. Wir tun sie in der Regel automatisch und von allein, auch wenn wir müde sind oder „Wochenende haben“. Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir gehen ganz darin auf. Spirituelle Menschen fühlen sich göttlich inspiriert und beseelt. Doch auch Kopfmenschen kennen solche Momente und können sie für sich nutzen.
- Die andere Absicht ist jene der sprichwörtlichen Achtsamkeit. Sie beinhaltet ein bewusstes Ankommen und Auskosten des jeweiligen Moments. Wie oft beachtest und bestaunst Du Phänomene der Natur, nimmst Vogelgesang, Schmetterlinge, eine Blumenwiese oder schöne Bäume wahr? Kannst Du während eines Essens ausgiebig und bewusst mit all Deinen Sinnen genießen? Bist Du jemand, der Körperkontakt sucht und gibt oder fühlst Du sehr intensiv? Welche/r Deiner Sinne ist besonders ausgeprägt?
Achtsamkeit bedeutet die Gegenwart zu genießen. Je mehr Raum Du einer solchen Wahrnehmung Deines Alltags gibst, um so besser wird es Dir gehen.
Beispiel aus meinem Leben
Ich möchte Dir ein persönliches Beispiel aus meinem Leben geben. Meine Freunde und persönliches enges Umfeld bewundern mich immer wieder dafür, wie gut ich die immer wieder sehr harten Herausforderungen meines Lebens überstehe. Zeit meines Daseins erlebte ich schlimme Dinge, heftige Aufgaben, tiefe Seelenschocks von Missbrauch (in meiner Kindheit sowie an meiner Tochter), körperliche und psychische Gewalt von Expartnern, üble Lügen an und über mich, Verleumdungen von Gruppen, die sich gemeinsam gegen mich verbünden. Behördenärger, geschäftliche Einbahnstraßen, Existenzängste und vieles selten Langweiliges mehr.Seit mehreren Jahren jagt eine Katastrophe die nächste und während ich einerseits meine zahlreichen Aufgaben zu bewältigen habe, stressen und verletzen mich Außenstehende mit Anmaßungen, die ihnen nicht zustehen und mir trotzdem massiv schaden. Während jeder kleinen positiven Erfahrung kam oft gleichzeitig die nächste Keule und viele Male schon habe ich mich gefragt, was zum Geier ich im letzten Leben verbrochen habe, um derart krass bestraft zu werden.Dennoch führt(e) mich jede neue Aufgabe ganz im Sinne meiner eigenen Heldenreise (Buchtipp „Die 12 Stationen der Odyssee“)* jedes Mal persönlich weiter. Sowohl mir selbst näher, als auch mich insgesamt mental sehr viel tiefer. Wenn ich heute von Liebe, Mitgefühl und unserem All-Eins spreche, dann nicht aufgrund von Naivität oder Reflexionsfreiheit. Sondern viel mehr durch all diese sehr tiefgehenden Erlebnisse und Erkenntnisse der Schule meines Lebens.Zwar bin ich noch nicht an dem Punkt, bei dem ich über ein wütendes und mich beschimpfendes Rumpelstilzchen gänzlich lächelnd weiter meditiere. Aber immerhin belasten mich solche Situationen nicht mehr im Nachgang. Ich komme sehr schnell zurück in meine positive und zuversichtliche Kraft.
Wie ich das schaffe?
- Wenn mich bohrende innere Stimmen nach einem solchen Erlebnis einlullend in Beschlag nehmen, bemerke und beende ich das (weil ich entschieden habe, der Vergangenheit und anderen Menschen keine Macht mehr über mich zu geben).
- Auch den Risiken, die fremdes Verhalten für mich auslöst (beispielsweise Effekte von Rufmord), gebe ich mich nicht mehr lange hin. Wenn die mir bekannte innere Sorgenstimme laut wird, nehme ich sie achtsam war und betrachte sie als inneren Ratgeber, der mich schützen möchte: „Danke für den Einwand, ich werde darauf achten.“ Fertig.
Damit trainiere ich außerdem meine Intuition. Schon etliche Male konnte ich dieser Stimme vertrauen und entsprechende Vorsorgemaßnahmen treffen. - Ich lebe möglichst viele meiner Herzensaufgaben. Sie halten mich in der Gegenwart, jenem sorgenfreien Ort des Glücks.
- Mittlerweile bin ich derart achtsam, dass mich schon mehrere Freunde darauf angesprochen haben, wie faszinierend sie es finden, dass ich mitten im Sturm die Tauben bemerke. Genau so ist das. Gleichgültig was von außen auf mich einwirkt, habe ich immer den Blick für die wundervolle Natur, meinen Garten, unsere Haustiere oder das Grübchen meines Mannes 😀 .
So kannst Du es schaffen
Achtsamkeit ist also keine Schönfärberei in paradiesischen Glückszuständen, sondern ganz im Gegenteil eine so etwas überhaupt erst herbeiführende aktive Übung. Genauer gesagt bereits eine grundlegende Entscheidung und Bereitschaft, die Welt mit neuen Augen zu erfassen.Frage Dich also, was Du aus Vergangenheit und Zukunft hinter sowie vor Dir lassen möchtest, welche Herzensaufgaben Dir Kraft spenden und welche Dinge unserer wundervollen Natur und dem Leben an sich, Dich verzücken. Suche sie so oft es geht auf.Du kannst außerdem abendlich eine kleine Glücksliste führen. Lege Dir ein Notizheft ans Bett und notiere jeden Abend 3 – 5 positive Aspekte des Tages. Damit veränderst Du Deinen inneren Fokus ganz automatisch auf positive und freudvolle Dinge.
Hier noch die Ausführungen zum Thema ➡ Achtsamkeit seitens Wikipedia.
Hier geht es zum Hauptartikel meiner ➡ „Wie werde ich glücklich“-Artikelserie.
Ich wünsche Dir eine aufmerksamkeitsstarke Zukunft im Glück.
Herzliche Grüße, Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
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Bildquellen: noch nicht erneuert
Dieser Artikel wurde schon am 10.7.2014 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
*Falls Du dieses Buch erwirbst, bleibt für Dich der Preis gleich. Aber ich erhalte eine kleine Provision.
1 thought on “Schlüssel der Achtsamkeit – Zeitfalle Vergangenheit und Zukunft”